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Ein Wochenende in Rotterdam

Mitglieder des Ford-Foto-Clubs, Köln hatten die Idee, doch einmal eine Städtefahrt nach Rotterdam zu machen. Freitag hin und Sonntag wieder zurück. Mit der Bahn. Das war der Plan und wir waren dabei.

Warum Rotterdam? Andreas war schon einmal dort, konnte tolle Fotos moderner Archtektur und innovativer Stadtgestaltung mit Hafen und Erasmus Brücke und Euromast-Aussichtsturm zeigen. Alles schien ideal für ein geselliges Fotowochenende zu sein.

Mit dem Zug ist Rotterdam einfach zu erreichen. Ab Köln Hbf um 17:46 Uhr Gleis 5 mit ICE 122, der nach Amsterdam fährt. Umsteigen in Utrecht in einen Regionalzug nach Rotterdam und um 20:01 Uhr pünktlich am Freitag Abend kamen wir an.

Zu Fuss gingen wir vom zentral gelegenen Hauptbahnhof Richtung Hafen zu unserem vorgebuchten Hotel Emma am Nieuwe Binnenweg.

Das Hotel Emma hat einen Vorteil: Es liegt zentral im Zentrum Rotterdams. Der Nachteil: Auf der anderen Seite des Nieuwe Binnenweg laden Bars und Restaurants mit Aussenbewirtung zum Verweilen und geselligen Beisammensein ein. Der Lärmpegel ist abends und nachts hoch; es posen junge Leute mit ihren Motorrädern und exklusiven Sportwagen lautstark auf und ab. Hätte das Hotel keine modernen Lärmschutzfenster an der Vorderseite verbaut, ein erholsames Übernachten wäre unmöglich.

Rotterdam ist mit etwa 650.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Niederlande. Sie liegt im verzweigten Rheindelta am Seitenarm Nieuwe Maas mit direkter Verbindung zur Nordsee. Gegründet wurde die Stadt Anfang des 14. Jahrhunderts. Es entwickelte sich schnell ein international bedeutender Handelshafen, der die englische Wirtschaftsregion um London mit dem Wirtschaftsraum am Rhein verband. Heute ist Rotterdam nicht nur eine quirlige, niederländische Großstadt sonder ökonomisch auch der weitaus größte Hafen Europas und einer der bedeutendsten der Welt.

Sieht man es der Stadt heute auch nicht mehr an so wurde Rotterdam doch im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Erst durch Luftangriffe der Deutschen Wehrmacht, dann durch die Alliierten, die den Widerstand der Wehrmacht in den besetzten Niederlande unbedingt schnell brechen wollten. Zurück blieben am Ende nur Ruinen.

Der Wiederaufbau der Stadt in den 40/50er Jahren orientierte sich weniger an alten Vorbildern von vor dem Krieg sondern folgte den wirtschaftlichen Bedürfnissen einer modernen, bedeutenden Hafen- und Handelsstadt. Es entstanden breite Straßenzüge und Hochhäuser, wie es viele Stadtplaner nach dem Krieg in Europa planten. Dabei entwickelte Rotterdam eine geradezu verspielte Formenvielfalt; man orientierte sich nicht unbedingt an rechten Winkeln und Quadern sondern wagte auch, schräge Außenwände und überhängende Blöcke zu konstruieren und zu errichten. Der Besucher fühlt sich in dieser Stadt nicht in Hochhausschluchten erdrückt sondern wird durch die Vielfalt der modernen aber durchaus funktionalen, dem Bauhausstil verbundenen Architektur gefordert. Immer wieder muß man die gewagten Geometrien geistig ordnen und staunt am Ende, dass man so überhaupt bauen kann.

Am Samstag, nach dem Frühstück, schwärmte die Gruppe der Fotofreunde mit ihren modernen und modernsten Kameras und dem schweren Zubehör hinaus in die Stadt. Ging es noch gemeinsam zu den Markthallen so zerbröselte die Gruppe langsam mehr und mehr in Einzelgängern auf der Jagd nach dem besten (Foto)Schuss.

Über die Metrostation Rotterdam Blaak ging es für uns zu den bekannten Kubus-Häusern aus den 80er Jahren, zum Leuvehaven und weiter hinüber zur Erasmusbrücke. Dort, unterhalb der Brücke am Willemsplein, buchen wir eine Hafenrundfahrt und lassen uns in 1½ Stunden durch den Stadthafen schippern.

Danach steht uns der Sinn eher nach Grachten, Kanälen, kleinen Barkassen und den typischen, holländischen Wohnhäusern wie man sie viel in Amsterdam sieht. Aber auch das hat die Stadt Rotterdam zu bieten. Am Delfshaven ist noch fast alles wie früher, einschließlich einer Windmühle an der Hafenmohle. Hier hat, wie durch ein Wunder, der Krieg einen kleinen Ortsteil verschont und Stadtplaner haben dieses Kleinod nicht grundsaniert.

Ist man schon einmal im Delfshaven so sollte man zurück zum Euromast gehen oder mit der Straßenbahn fahren und sich für ein paar Euro im Fahrstuhl 100 Meter hoch zur Aussichtsplattform liften lassen. Der Ausblick über die Stadt im Osten und die Hafenanlagen im Westen ist gewaltig und sollte auf keinen Fall fehlen. Man könnte sonst in dieser quirligen Stadt den Überblick verlieren – im wahrsten Sinne des Wortes.


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