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Australien, von Brisbane ins Outback

Ein Land, ein Kontinent. Das ist Australien. Ganz Europa von Spanien bis Polen, von Schottland bis Italien passen in diesen Kontinent hinein. Auf manchen Postkarten in Australien ist dies zu sehen und die Australier sind auf diese Größe richtig stolz!

Wir wollten dieses Land für vier Wochen besuchen, uns in Brisbane wieder einen Toyota Hiace Campervan mieten und die Ostküste, die den schönen Namen ‚Sunshine Coast‘ trägt hinauf Richtung Norden fahren. Eine genaue Route hatten wir nicht geplant. Wie immer auf unseren Reisen sind wir schlecht auf das Land vorbereitet. Wir lesen keine Reisebücher weil wir Bücher gar nicht in unserem Gepäck mitschleppen können, wir können uns auch nicht durch Webseiten im Internet durchklicken weil unsere mobile Netzverbindung häufig sehr instabil funktioniert und gerade mal reicht um das lokale Wetter abzurufen, Mails zu schreiben, sich über Neuigkeiten in Deutschland zu informieren und diese Webseite zu aktualisieren.

Australien hatten wir schon einmal vor 26 Jahren für sieben Wochen bereist. Daher kannten wir das Problem der enormen Fahrtstrecken um von einer Attraktion zur nächsten zu kommen. Auch wussten wir noch, dass von Januar bis März an der Ostküste Australiens, in Queensland Regenzeit ist. Monsunregen kann das Land nördlich Brisbanes komplett unter Wasser setzen. Wir hatten in Kathmandu, Auckland und besonders auf den Fidschi Inseln Erfahrungen mit diesen schweren, lang anhaltenden Regenfällen gemacht und verstehen nun die vielen Warnschilder vor Überflutungen auf Queenslands Straßen viel besser und können auch nachempfinden warum so viele Häuser auf Stelzen gebaut sind.

Unsere Reiseplanung ist voll dynamisch, just in time, sehr kommunikativ und kann sich jederzeit ändern. Wir sprechen die Menschen an, die wir auf den Campingplätzen antreffen und bekommen eine Menge Tipps über lohnende Reiseziele, die wir dann noch mal genau bewerten und überdenken bevor wir eine Entscheidung treffen. Chancen, mit Menschen auf einem Campingplatz ins Gespräch zu kommen, gibt es viele: Auf dem Platz in Bargara, östlich von Bundaberg direkt am Strand gelegen, kämpfte ich mit Lara, der synthetischen Hotlinestimme von Vodafone um unser australisches Handy zum Laufen zu bringen als sich ein 10jähriger australischer Junge neugierig näherte und mir über die Schulter schaute. Wir kamen ins Gespräch, er erzählte, dass er jetzt in Brisbane mit seiner Familie lebt und dass sie dorthin erst vor kurzem aus dem Outback Queenslands nach den schweren Überschwemmungen vor gut einem Jahr gezogen sind und dass er mit seinen Großeltern hier in Bargara eine Woche Campingurlaub verlebt. Irgendwann kommt auch sein Großvater vorbei. Das Gespräch dreht sich schnell um die Frage, wo wir herkommen, was wir vorhaben und wir stellen entsprechende Gegenfragen. Irgendwann wird der australische Gesprächspartner etwas verlegen doch dann kommen die entscheidenden Worte: ‚I’m Tony, What’s your name ?‘. Jetzt hat man gewonnen und der Australier hat mit dem fremden Gegenüber eine gewisse Freundschaft geschlossen und die Unterhaltung kann länger dauern. Tony arbeitet vier Tage die Woche als Zahnarzt in einem Resort in Caloundra an der Sunshine Coast nördlich von Brisbane, die anderen drei Tage der Woche verbringt er mit seiner Frau draußen und genießt die Freizeit wobei die Beiden viel mit ihrem großen Allradauto und einem Familienzelt in ihrem Queensland ‚Sunshine State‘ herumtouren. Wir waren beeindruckt: Welcher Zahnarzt in Deutschland arbeitet vier Tage die Woche und zeltet dann irgendwo im Niemandsland.

Herbert kam mit einem großen Toyota Landcruiser neueren Datums mit angehängtem, outback tauglichen Wohnwagen angefahren und richtete sich auf dem weiträumigen, schön im Eukaliptuswald des Carnarvon Nationalparks gelegenen Campingplatz direkt neben uns häuslich ein. Zunächst nahmen wir voneinander gar keine Notiz, bis wir feststellten, dass Herbert mit seiner Frau Deutsch sprach. Schnell kommt man auch hier ins Gespräch und dann verrinnen die Stunden wie im Flug. Das Ehepaar hatte in Deutschland gut verdient, sich frühzeitig pensionieren lassen und vor sieben Jahren in Mackay, an der Sunshine Coast, ein Haus gekauft und sie leben seitdem in Australien. Ihr ursprünglicher Plan, den Lebensschwerpunkt nach Down Under zu verlegen und nur alle zwei Jahre die Tochter in Deutschland zu besuchen, hat das Schicksal durchkreuzt. Die beiden Neu-Australier wurden zweifache Großeltern und fühlten sich nun wieder nach Deutschland hingezogen. Fuhr man während des Berufslebens von Deutschland nach Australien so ist es jetzt umgekehrt. Beide lieben ihre Enkelkinder und wollen an ihrem Heranwachsen teilnehmen. So kann das Leben spielen.

Irgendwann besprachen wir intensiv, was und wohin wir fahren sollten. Dabei wies mich Herbert in das Fahren mit dem Allradfahrzeug auf sandiger Piste ein, denn wir hatten geplant, die größte Sandinsel der Welt, Frazer Island, mit einem Allradfahrzeug zu bereisen. 40% Luftdruck mußt Du aus den Breitreifen lassen um im Sand nicht einzusinken und später mit einem Kompressor wieder aufpumpen und achte auf die scharfen Äste des Gebüschs neben der engen Fahrspur, die können das Fahrzeug übel zerkratzen und frage nach der Tankgröße. Das Auto verbraucht auf Sand doppelt soviel Sprit und Nachtanken auf Frazer Island ist teuer, der Liter Diesel kostet doppelt so viel wie üblich. Wir hörten anschließend von wilden Outback Fahrten ins australische Nichts, lernten wie man sein Auto mit der Winde aus Sand oder einer Flußfurth herauszieht, sahen viele, tolle Reisebilder auf dem Aldi Notebook und sprachen Abends spät unsere Argentinienpläne detailiert durch. Hätten wir ein Lagerfeuer am Campingplatz anzünden dürfen und hätten wir uns australischen Wein oder ein Sixpack Bier leisten können, so wäre es tiefe, späte Nacht geworden, bevor wir uns in unseren beengten Campervan zurückgezogen hätten.

Frank fiel uns dadurch auf, dass er sich mit Fahrrad und einem Anhänger mit zwei Kleinkindern auf der schlechten Schotterpiste vom Campingplatz zum Eingang des Carnarvon Nationalparks quälte – ca. 10 Kilometer bei hochsommerlichen 35° im Schatten. Er ist Deutscher aus Bayern und fährt mit seiner Frau, einer Kanadierin und den beiden Kleinkindern ein bis zwei Jahre durch Australien und hat ein australisches Ein Jahres Visum mit Arbeitserlaubnis, plant vielleicht etwas zu arbeiten und möchte am Neuseeland Triathlon teilnehmen. Tolle Pläne! Von dieser multinationalen Familie, die normalerweise in Vancouver, Kanada lebt und derzeit mit einem vollgepackten älteren Kleinbus Australien bereist, bekamen wir genaue Tipps, wohin wir uns ins Great Barrier Reef fahren lassen sollen und was es alles zu sehen gibt. Diese Tipps haben wir dann später auch befolgt.

Unsere kleine Australienreise führte uns im ersten Abschnitt von Brisbane die Sunshine Coast hinauf bis Rainbow Beach südlich von Frazer Island. Fährt man die Küstenstraße entlang merkt man, dass Australien ein wohlhabendes Land ist. Breite, gut ausgebaute Ausfallstraßen führen aus Brisbane heraus. Die Pazifikküste ist mit netten, architektonisch durchaus ansprechenden Ferienresorts bebaut, die dem australischen Drang nach Freizeitaktivität ein nettes häusliches Ambiente vermitteln soll. Der touristische Rummel in dieser Gegend ist beträchtlich. Dem australischen Freizeitideal folgend kommen hier besonders Funsportler wie Surfer, Segler, Angler und Paraglider auf ihre Kosten.

Der Rainbow Beach ist ein langgezogener, feiner Sandstrand der sich kilometerweit sichelförmig ausgehend von der Südspitze Fraser Islands Richtung Süden hinzieht. Hat man ein Allradfahrzeug so kann man ihn bei Ebbe befahren – und viele Australier gönnen sich dieses Vergnügen. Am bewachten Badestrand am Ort Rainbow Beach lässt sich fantastisch in der Brandung des Pazifik bei sehr angenehmen Wassertemperaturen baden. Ein echter Genuß ist es, sich in die hohen Brandungswellen zu werfen. Weiter im Norden sorgt das Great Barrier Reef für eine ruhige Meereoberfläche ohne weißen Wellenschaum und das Baden ist wegen der gefährlichen Feuerquallen ohne Schutzanzug sowieso riskant und teilweise auch verboten.

Vom Strand des Rainbow Beaches geht es steil die Küstendünen hinauf. Klettern ist hier für jedermann erlaubt. Die Dünen bestehen manchmal aus Sand, manchmal aus Ton oder Lehm oder aus mit Kohle durchsetztem Basalt. Wäscht die Meeresbrandung schwarze Kohle aus, so entstehen bizarre, abstrakte Kunstwerke – bis die nächste Flut wieder alles verwischt.

Unser Weg führte uns weiter auf der Küstenstraße A1 Richtung Norden über Bundaberg hinaus, wo der berühmte Bundaberg Rum aus reinem Zuckerrohr destilliert wird. Die A1, die 1.600 Kilometer von Brisbane bis hinauf nach Cairns führt, sollte man immer mal wieder verlassen um nette Strandbuchten mit angenehmen Campingplätzen anzufahren, auf denen man auch durchaus länger verweilen kann. Uns zog es aber in die entgegengesetzte Richtung, wir wollten zum Carnarvon Nationalpark in Queenslands Outback fahren.

Auf dieser über 600 Kilometer langen Autofahrt ins südliche Zentrum Queenslands begegnet man den großen Kohlezügen, die auf modernen, elektrifizierten Trassen neben der Straße rollen. Sie transportieren in enger Zugfolge das zum Teil im Tagebau abgebaute ‚Schwarze Gold‘ von den riesigen Kohlezechen Queenslands an die Pazifikküste zu den Verladehäfen Richtung asiatischer Tigerstaaten sowie Japan, China und Indien. Die Züge fahren mit drei Triebköpfen vorne und zwei in der Mitte um die Masse der über 100 vollbeladenen Kohlewaggons in Bewegung halten zu können. Hier herrscht wirtschaftliche Aufbruchstimmung. Überall stehen Rekrutierungstafeln auf denen lukrative Jobs angeboten werden. Nichts ist zu spüren von der Klimaerwärmung durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe. Regenerative Energieerzeugung mit Wind- und Solaranlagen, wie wir es aus Europa kennen, trifft man hier im ‚Sunshine State‘ nicht an – nur die schwarze Kohle ist präsent. Bislang haben wir in Australien kein Windrad sich drehen und keine Photovoltaikanlage auf einem Hausdach bläulich schimmern gesehen.

Der Carnarvon Nationalpark ist ein großes, weitverzweigtes Schluchtensystem. Es beherbergt ein seltenes Regenwaldbiotop in seinen engen, schattigen und kühlen Sandsteinschluchten inmitten einer trockenen, heißen Steppenlandschaft. Dieser verbliebene Regenwald geht auf Zeiten zurück, als die zu Kohle verrottete Flora in den nahegelegenen Kohleminen noch ein dichter Farnenwald und das Klima vor mehreren 100 Millionen Jahren noch bedeutend feuchter und wärmer war. Man kann hier wunderbar wandern und sich in den kühlen Schluchten des Flußsystems des Parks erholen; man sieht Aboriginal Zeichnungen an den Felswänden und eine Menge australischer Tiere wie Känguruhs und Wallabies, Emus, Kakadus, Papageien und Koogaburras.

Herbert gab uns den Tipp, zu den Saphir Minen bei Emerald zu fahren, denn es liegt auf dem Rückweg zur Küste. Hier kann man sich in Saphirminen führen lassen, sieht und spürt wie eng es im Tunnelsystem 20-30 Meter unter der Erde zugeht, und man wird eingewiesen in welchen Gesteinsschichten Saphire überhaupt vorkommen. Zum Abschluss darf man dann noch seine eigenen Saphire aus einem Eimer ‚Wash‘ herauswaschen und von einer Expertin untersuchen lassen. Wir fanden zwar ein paar Steinchen, wirklich materiell reicher sind wir dadurch aber leider nicht geworden.


Am Schluß des Artikels gibt es, wie immer, unseren Fahrweg als GPS Track File zum Download:

  AussiQLDtoOutback (409,5 KiB, 1.065 hits)

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  1. Kathrin Zarfl’s Avatar

    Hallo an Euch,

    absolut unglaubliche Fotos! Solche Sonnenuntergänge kenne ich nur aus Costa Rica, aber einfach klasse fotografiert!

    Reist gesund weiter 🙂

    Lieben Gruß aus dem grauen Wesseling,

    Kathrin

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  2. Matthias Kostka’s Avatar

    Hallo Ihr Lieben,

    schöne Fotos. Perspektiven die ich auch von Max kenne. Nur von Dir Friedrich sind sie viel schöner.

    Genießt die Zeit.

    Matthias

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