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Neuseeland, die Südinsel an der Westküste

Wahrscheinlich ist dieser letzte Teil unserer Reise auf Neuseelands Südinsel der Spektakulärste.

Nach unserer Schiffstour im Doubtful Fjord waren wir aber erst einmal ziemlich geschafft und richtig froh, in die Enge und Einsamkeit unseres kleinen Toyota Hiace Campervans zurückzukehren.

Die Kabinen auf dem Schiff, der Sea Finn sind klein und man schläft Wand an Wand mit Mitreisenden in einem leicht in der See dümpelnden Schiff. Man schläft vor Müdigkeit schnell ein, wird irgendwann wieder wach, weil der Nachbar links oder rechts oder man selbst oder die Ehefrau leise schnarcht. Kommt man dann gegen Morgen endlich in die Tiefschlafphase startet Chris, der Skipper den 600PS MTU Diesel des Schiffes und aus ist es mit der Nachtruhe.

Wir waren also bei allem Erlebten, das wir nicht missen wollen, froh in unseren eigenen beengten Schlafplätzen im Campervan zu übernachten und am nächsten Tag gemütlich durch die Landschaft zu fahren. Von Te Anau am gleichnamigen See hübsch gelegen ging es weiter über Queenstown nach Wanaka. Diese Route führt zuerst entlang der östlichen Grenze des Fjordland Nationalparks und dann entlang malerisch gelegener großer Seen in das Zentrum des Funsports und des organisierten Freizeitvergnügens auf der Südinsel Neuseelands. Uns schien, dass Queenstown und Wanaka ausschließlich vom Tourismus leben. Nette Pensionen, Boutiquen, Restaurants und Cafes laden zum relaxen ein. Die angebotenen Freizeitaktivitäten sind vielfältig: Im Winter alle Varianten des Ski Sports und im Sommer Kayaking, Wildwasserfahren in speziellen, hochmotorisierten kleinen Booten auf wilden Flüssen, Sky Diving und Paragliding, also Fallschirmspringen und Drachenfliegen, Bungee Jumping und natürlich Heli- und Scenic Flights, Flüge mit einem Helikopter oder einem Flugzeug über die spektakuläre Landschaft in der Umgebung – alles ist machbar gegen harte neuseeländische Dollar.

Nein, uns stand der Sinn nicht nach Nervenkitzel oder extremen Sportarten. Wir entschieden uns für eine 3-4 stündige nette Wanderung im Mt. Aspiring Nationalpark etwa 50 Kilometer nordwestlich von Wanaka.

Den Rob Roy Valley Wanderweg im Mt. Aspiring Nationalpark erreicht man erst nach einer etwa 40 Kilometer langen Anfahrt über eine staubige Schotterstraße entlang dem Ufer des Matukituki Flusses mitten durch das Weideland der hier ansässigen Farmersfamilie. So ist es sehr häufig in Neuseeland: Die Menschen waren schon da und hatten das Land aufgeteilt bevor der Staat, wohl häufig getrieben durch den immer bedeutender werdenden Tourismus, Teile des Landes wieder aufkaufte und zusammen mit Staatsländereien zu Nationalparks erhob. Alle National Parks, Conservation Parks und Scenic Resorts in Neuseeland, die wir besuchten, konnten ohne Eintrittsgebühr betreten und erwandert oder mit dem Kayak erpaddelt werden. Wanderwege sind meist hervorragend ausgeschildert und in Stand gesetzt. Freie Parkplätze für die Autos und große Erklärungstafeln für die Wanderer und kostenlose Toiletten gehören wie selbstverständlich zu jedem gut besuchten Park dazu.

So war es auch beim Mt. Aspiring Nationalpark. Der Rob Roy Valley Wanderweg führt vom Parkplatz am Ende der Schotterstraße recht steil aufwärts durch dichten, ursprünglichen neuseeländischen Urwald hoch hinaus bis über die Baumgrenze und bietet als Höhepunkt einen atemberaubenden Blick auf das über 3.000 Meter hohe Mt. Aspiring Massiv mit vielen hängenden Gletschern und senkrecht abstürzenden kleinen Bergflüssen.

Wir haben diese kleine Tageswanderung bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen genossen und können sie sehr empfehlen. Übrigens gibt es für alle Interessierte Informationsmaterial zum Rob Roy Valley Wanderweg auf der Seite des Department of Conservation (DOC).

Schauen wir rückblickend auf das, was uns am meisten auf Neuseelands Südinsel beeindruckt hat, so würden wir spontan sagen: Der einzigartige, dichte mit Farnen und uns vollkommen unbekannten Bäumen und Sträuchern besetzte, dichte Urwald. Ihn auf einen der liebevoll vom DOC angelegten Wanderwege bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen zu erleben ist schon eine einzigartige Erfahrung. Wir kennen die Pflanzen, die Blumen, Sträucher und Bäume dieses Landes meistens nicht, und können sie auch nicht so einfach in Google oder Büchern nachschlagen. Aber: Einen mächtigen Kauri Baum zu sehen, die Farne, die hier auf 3 Meter hohen Stämmen wachsen können, das Toussock Grass, das schon mal einen Meter hoch wächst – all das hat uns immer wieder in Staunen versetzt. Es gab einmal eine Zeit, bevor die ersten Menschen, die Maori vor etwa 700 Jahren aus Polynesien nach Neuseeland einwanderten, als beide Inseln mit dichtem Urwald und einer Art Grassteppe in den östlichen Ebenen der Südinsel dicht bewachsen waren und die Vögel mangels Raubsäuger das Fliegen verlernten. Als erste Menschen begannen die Maori besonders auf der Nordinsel den Wald zu roden und auf der Südinsel die Moa, eine Art Vogelstrauß Neuseelands, auszurotten. Die europäischen Siedler, die massiv im 19ten Jahrhundert ins Land migrierten taten dann den Rest. Heute findet man die ursprüngliche Pflanzenwelt dieser südpazifischen Inseln nur noch sehr vereinzelt in Nationalparks auf der Nordinsel und großflächig und zusammenhängend entlang der Westküste der Südinsel, vom Fjordland im Süden bis hoch zum Kahurangi und Abel Tasman Nationalpark an der Cook Strait, der Meeresstraße, die die Nord- und Südinsel voneinander trennt.

Uns führte der Weg von Wanaka sehr windungsreich über den Haast Pass auf die westliche Küstenseite der neuseeländischen Alpen. An der Küste Richtung Norden laden immer wieder spektakulär vom Meer ausgeformte Meeresbuchten zum Anhalten und Wandern ein. Wir fanden, dass dieser Abschnitt auf unserer Neuseelandreise der wildeste und eindruckvollste war. Hervorheben kann man die Gletscher Fox und Franz Josef und den Paparoa Nationalpark südlich der Stadt Westport. Die beiden Gletscher, die am Mt. Cook ihren Ursprung haben, sind touristisch gut erschlossen und eine geführte Gletschertour ist ein Muss jeder Neuseelandreise. Die Eislandschaft und das Klettern durch die Eisschluchten waren ein unvergessliches, spektakuläres Erlebnis unserer Reise, auch wenn man diese Eiswanderung mit vielen anderen Menschen aus aller Herren Länder teilen muß.

Der Abel Tasman Nationalpark ganz im Nordwesten der neuseeländischen Südinsel ist benannt nach dem ersten Europäer, der Neuseeland 1642 entdeckte. Der Park zeichnet sich durch seine beeindruckende, felsige und durch sandige Meerebuchten unterbrochene Felsküste und seinen dichten, bis an die Küste reichenden Urwald aus. Der Abel Tasman Coast Track führt in seinem küstennahen Verlauf jeden Wanderer dicht entlang der Küstenlinie. Dieser Weg ist sehr zu empfehlen. Wir ließen uns mit einem Sea Shuttle, einer Art Seetaxi, das an der Küste lebende Familien über den Seeweg versorgt, von Kaiteriteri aus hinauf entlang der Küste fahren, in einer Bucht absetzen und wir wanderten dann auf einem Teil des Coast Tracks zurück nach Kaiteriteri. Auch dies ein tolles Erlebnis.

Nun blieb nur noch der Weg zurück zum Fährhafen von Picton um das Fährschiff nach Wellington zu nehmen und so der Südinsel nach über drei Wochen Lebewohl zu sagen. Uns hat es hier sehr gefallen. Wir denken verträumt zurück an Kaikoura und das Whale Watching, Mt. Cook und die Küste im Südosten, die Pinguine und neuseeländischen Seelöwen, die Fjordlandschaft, von der wir nur einen winzigen Teil besuchen konnten, den Nationalpark Mt. Aspiring und die ganze wilde Westküste. Ob wir diesen wunderbaren Teil unserer Erde wohl jemals wiedersehen werden?


Am Schluß des Artikels gibt es unseren Fahrweg als GPS Track File zum Download:

  NZWestland (472,8 KiB, 1.089 hits)

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  1. Kerstin Bültena’s Avatar

    Liebe Glasenapps,
    es macht uns immer wieder Spaß eure tollen Reiseberichte zu lesen und die fantastischen Bilder anzuschauen. Wir wünschen euch noch eine ganz tolle Zeit und sind schon sehr gespannt auf die nächsten Berichte und Fotos. Viele liebe Grüße aus Sechtem!
    Kerstin,Bert,Tim und Benedikt

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    1. Reno’s Avatar

      That hits the target pefrtelcy. Thanks!

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    2. Stefanie Bieber’s Avatar

      Liebe Glasenapps,
      wir haben lange nicht mehr in eurem Blog vorbeigeschaut, aber heute haben wir die Fantastischen Fotos begleitet von den kennerhaften Kommentaren von Max, der ja grad vor einer Woche quasi aus Neuseeland zurückgekommen war, angeschaut.
      Tolle Eindrücke, macht Lust, sich doch mal die lange Flugreise zuzumuten! Für Ideen und Tipps für die Ostküste Australiens besucht ihr am Besten Max‘ Blog unter http://max.matthias-kostka.de/category/east-coast-trip-von-sydney-nach-cairns/ an.

      Ganz liebe Grüße und frohe Weihnachten, gute Weiterreise und auf ein gesundes Wiedersehen
      Stefanie

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    3. Ilse Hupe’s Avatar

      Lieber Friedrich, Claudia und Christian,
      wir sitzen hier an Heiligabend und fühlen uns nach Neuseeland versetzt. Die Bilder sind faszinierend und ich kann euch trotz meiner anfänglichen Skepsis nur gratulieren, dass ihr diese Weltreise macht.
      Wir hoffen alle auf ein glückliches Wiedersehen im Jahr 2012!

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    4. Jürgen Fischer’s Avatar

      Lieber Friedrich,

      ich wünsche Dir und Deiner Familie ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest im fernen Neuseeland.
      Hoffentlich seid ihr vom Erdbeben verschont worden und alle wohlauf.

      Es grüßt aus der Heimat

      Jürgen Fischer

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