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Neuseeland, die Nordinsel bis Cape Reinga

Wir hatten auf der Nordinsel drei Sehenswürdigkeiten offen, die wir uns unbedingt noch anschauen wollten, bevor es am 1. Januar 2012 weiter in ein anderes uns unbekanntes Land gehen sollte.

Die Interislander Fähre von Picton nach Wellington, von der Süd- zurück auf die Nordinsel, hatte es diesmal schwerer als auf der Hinfahrt. Es hatte mächtig gestürmt und als wir den schützenden Fjord am Charlotte Sound verließen mußte das Schiff doch erheblich gegen die stürmische See in der Cook Strait ankämpfen. Das Schiff rollte auf und nieder und ich warf manchmal einen ängstlichen Blick auf unseren Campervan, der im Freien auf der Parkfläche am Heck des Schiffes stand, um sicher zu sein, dass alles auch in Ordnung ist. Für das Schiff und die Besatzung war das alles Routine, wir hörten nur, dass es gestern viel schlimmer war und dass das Schiff pünktlich wie immer im Hafen von Wellington einlaufen werde. Und so war es letztlich auch.

Nach einer Übernachtung in Wellington und unserem nochmaligen Besuch des fantastischen Te Papa Museums der Stadt, führte unsere Fahrt am nächsten Tag fast ohne Unterbrechnung zurück zu den Vulkanen im Tongariro Nationalpark in der Mitte der Nordinsel.

Tourismus ist in Neuseeland ein sehr bedeutender Wirtschaftszweig, neben der Landwirtschaft wohl der Bedeutendste. Das staatliche Department of Conservation ist damit beauftragt, die vielen Landschaftsschutzgebiete des Landes zu pflegen und zu verwalten und den Touristen ansprechend darzubieten. Diese Behörde hat aus ihren vielen Schätzen neun Great Walks definiert, die jedem, der das Outdoor Leben liebt und dort seine Erfüllung findet, großartige Landschaften zum Erwandern oder Erpaddeln anbietet. Der Tongariro Northern Circuit, von dem die von uns gewanderte Tongariro Alpine Crossing mit knapp 20 Kilometern ein Teil ist, ist einer der Spektakulärsten.

Auf Google habe ich diese Seite über die Tongariro Alpine Crossing gefunden, die den Wanderweg als blaue Kurve in Goggle Maps eingebettet zwischen die auch heute nicht erloschenen Vulkane Mt. Ngauruhoe und Mt. Tongariro zeigt. Der Weg führt in herrliches, wildes Vulkangebiet hinauf auf Kraterränder und wieder hinunter. Spektakuläre Ausblicke in die Landschaft nach Osten über den Lake Rotoaira, den Lake Taupo ja fast bis zum Pazifik und nach Norden und Süden bieten sich dem Wanderer. Das Wetter muß stimmen, sonst ist diese Wanderung auf steilen Graten der Krater Caldera nicht machbar oder sinnlos. Der Wind erreicht hier oben leicht Orkanstärke und weht den wagemutigen Wanderer einfach um oder die Wolken sind so dicht, dass man die Landschaft um sich herum, um die es ja geht, gar nicht sehen kann. Das Whakapapa Visitor Centre in der Nähe bietet auf einer Tafel immer die aktuellen und die Wetterdaten für den nächsten Tag auf handgeschrieben Schautafeln an. Man sollte diese Wetterwarnungen ernst nehmen. Wir mußten das erste Mal, als wir hier oben waren, die am nächsten Tag geplante Tongariro Alpine Crossing absagen, da Sturm und viel Regen vom Wetterdienst prophezeit wurde. Nun, beim zweiten Versuch, klappte alles wunderbar und wir erlebten eine der schönsten und spektakulärsten Wanderungen unseres Lebens. Ich hoffe, die Bilder sprechen ihre eigene Sprache!

Mit einem kurzen Stopp zum Besuch der Waitomo Caves fuhren wir durch die Stadt Hamilton mit einem Abstecher zum Surfer Beach Maukutea bei Raglan nach Auckland um unser nächstes Reiseziel buchen zu können.

In den in Neuseeland sehr bekannten Waikomo Caves kann man Glow Worms bestaunen. Dies sind keine glühenden Würmchen sondern ein bläuliches Licht emittierende Larven einer in Neuseeland heimischen Fliege, die von der Decke der Höhle an etwa 20cm langen klebrigen, dünnen Fäden hängen. Es sieht so aus als ob ein Designer viele kleine Leuchtdioden von der Höhlendecke abgehängt hat. Die Larven versuchen in der dunklen Höhle durch ihr Leuchten Moskitos und kleine Sandflies anzulocken und zu verspeisen. Die Waikomo Caves sind ausserdem in ihrem weiteren Verlauf schön anzusehende Tropfsteinhöhlen. Es gibt auf beiden neuseeländischen Inseln viele Glow Worm Caves zu besichtigen. Wir empfanden es als eine ganz nette Abwechslung mal unter die Erde zu gehen obwohl alles doch sehr touristisch und kommerziell aufgezogen ist.

Den Norden, nördlich von Auckland hatten wir noch gar nicht besucht. Hier wollten wir uns etwas mehr Zeit nehmen.

Auf unserer Geheimliste für die Nordinsel stand nach dem Tongariro Alpine Crossing das Cape Reinga und der Waipoua Forest mit Tane Mahuta, dem Gott des Waldes.

Cape Reinga ist die äußerste, nördliche Spitze Neuseelands. Hier ist Neuseeland zu Ende; hier treffen sich das Tasmanische Meer und der Pazifik. Dementsprechend pfeift einem der Wind um die Ohren, fliegen Wolkenfetzen vorbei und manchmal auch ein paar Regentropfen. Es gibt einen malerischen Leuchtturm auf der Spitze, eine wilde, steile Felsküste, die nach Südwesten in lange, feine, weisse Sandstrände mit riesigen Sanddünen übergehen. Eine herrliche Strandlandschaft, die zu langen, mehrtägigen Wanderungen einlädt und die den mutigen Abenteurer weiter auf den ‚Ninety Mile Beach‘ Richtung Süden führt. Dieser Strand ist etwa 100 Kilometer lang und es gibt keine Teerstraßen für Besucher mit konventionellen Autos. Nur Allrad getriebene Fahrzeuge haben Zugang – und die gibt es in Neuseeland nicht häufig sodass man hier alleine mit sich und der Natur sein kann.

Spricht man einen Kiwi auf Tane Mahuta an so strafft sich sein Gesicht und er schaut einen verträumt mit großen Augen an: Lord of the Forest, den Gott des Waldes, den kennt jeder Kiwi. Ja, da müßt ihr hin, da werdet ihr staunen. Das ist ein großes Vermächtnis unseres Landes aus der Zeit als es noch keine Menschen auf den Inseln gab, als sich einer über alles andere erhob, in Größe und Breite, der Tane Mahuta, der Gott des Waldes. Ihr werdet ihn finden, wenn ihr weiter nach Ranigora fahrt, mit der Fähre nach Rawene übersetzt und dann der Landstraße 12 Richtung Süden folgt, bis die Straße sich kurvenreich durch den Waipoua Forest schlängelt. Dann schaut nach Schildern.

Der Tane Mahuta ist der größte, lebende Kauri Baum Neuseelands und einer der ältesten. Er ist über 50 Meter hoch und geschätzte mehr als 2.000 Jahre alt. Das Imposanteste aber ist der riesige Stamm mit 14 Metern Umfang, der ohne sich zu verjüngen fast 20 Meter in die Höhe schießt. Im Waipoua Forest stehen viele dieser Riesen und man kann sie auf sorgfältig angelegten Wegen besuchen. Man ist von der Masse dieser Bäume schwer beeindruckt, die alles im umliegenden ursprünglich belassenen Urwald überragen. Ich hoffe, dass auch hier die Bilder dieser Götter des Waldes für sich sprechen und dass sie im Betrachter die gleiche Erfurcht erwecken wie wir sie im Angesicht dieser Lebewesen erfahren durften.

Kauris waren auf der Nordinsel weit verbreitet, bis die ersten Menschen in Neuseeland anlandeten. Das waren die Mauri. Sie fällten einige der Riesen um Boote zu bauen und um freies Land zum Ansiedeln zu schaffen. Erst später erkannten die ankommenden Europäer den großen Nutzen des harten Holzes dieses Baumes, der einen langen Stamm ohne Äste hat. Die Bäume wurden massenhaft gefällt, in handlichere Teile zerschnitten und zu Schiffen verarbeitet aber auch zu feinen Möbeln und Fußböden. Das Holz ist so beständig, dass man vor 50.000 Jahren in Sümpfen versunkene Stämme ausgräbt und aus deren Holz z.Bsp. Möbel herstellt. Natürlich sind solche Möbelstücke fast unbezahlbar. Die heute noch lebenden riesigen und uralten Kauri stehen natürlich unter strengem Schutz und werden vom Department of Conservation gehegt und gepflegt. Wir haben nicht verstanden, dass der Waipoua Forest nicht zum Weltnaturerbe der UNESCO erhoben wurde um seine einzigartigen Riesenbäume sicher zu schützen und für unsere Kinder und Kindeskinder zu erhalten.

Das Weihnachtsfest haben wir in Kerikeri verlebt. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen mit einem leckeren Essen und einem Strandspaziergang. In Weihnachtsstimmung waren wir nicht aber irgendwie melancholisch gestimmt und das erste Mal hatten wir ein wenig Heimweh. Wir Skypten am nächsten Morgen mit der Familie in Deutschland und nahmen so virtuell am Weihnachtsessen teil – nun ja, am liebsten hätten wir uns mal ganz kurz für einige Stunden rüber gebeamt.

Für einen Kiwi ist Weihnachten der Anfang der Sommerferien. Alle sind in ausgelassener Stimmung. Sicherheitshalber ist viel Polizei auf den Ausfallstraßen Aucklands unterwegs um zu forsche Autofahrer wieder einzufangen. Viele, neu aufgestellte Tafeln sieht man an den Straßen: Drive Carefully, Watch your Speed, Don’t drink alcohol while driving und ähnliches. Kiwis sind am 24. und 25. Dezember in Partylaune, sitzen mit putzigen, roten Weihnachtsmannmützen zusammen und haben BBQ Partys also Grillparties. Am 26. Dezember ist Boxing Day, da werden die Geschenke verteilt und dann geht es ab in den Urlaub – wenn man ihn sich leisten kann.


Am Schluß des Artikels gibt es unseren Fahrweg als GPS Track File zum Download:

  NZtoCapeReinga (641,9 KiB, 1.012 hits)

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  1. Franziska Glasenapp’s Avatar

    Chrissi!!! Du siehst auf dem Brett genauso cool aus wie wir!:D

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  2. Herbert Gans (FFC)’s Avatar

    Hallo Friedrich und Angehörige!
    Grossartig, Deine ausführlichen Reiseberichte mit den gekonnten Aufnahmen! Konnte gestern mit Sohn Eure Reisewege (GPS-track) auf der Landkarte sehen! Zoom hat ja jede Strasse gezeigt und ausserdem das auf und ab (Höhenmeter). Habe auch Fotofreunde informiert.Wünsche weiterhin Gute Reise und ein einmaliges 2012!

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  3. Elke Baumberger’s Avatar

    Herrliche Bilder – ich würde mich jetzt gerne zu Euch an den Strand beamen.

    Friedrich, ich wünsche Dir und Deiner Familie einen guten Rutsch und einen reibungslosen Ortswechsel.

    LG Elke

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