Der Airbus von Air Berlin, Nachtflug von München nach Windhoek landete planmäßig um 5:30 Uhr Ortszeit. Es war gerade Sonnenaufgang und wir stiegen die angestellte Treppe hinein in einen neuen Tag, etwas müde vom langen Flug und den extrem beengten Sitzen dieser Fluggesellschaft aber frohen Mutes, was uns denn nun erwartet.
Henry erwartete uns schon am Ausgang der Zollkontrolle mit einem großen, selbstgemalten Schild um den Bauch auf dem unser Name stand. Sein Gesicht strahlte diese unbeschwerte Freundlichkeit aus, die wir noch so häufig bei den einheimischen Schwarzen kennen lernen sollten. Er hatte alle Zeit dieser Welt, ließ uns Geld abheben, wartete bis wir im Telefonladen in der Flughafenhalle unsere Telefonkarten und den Internetstick für den Laptop besorgt hatten und half uns dann unsere Rucksäcke in seinen Bus zu verstauen.
Die Fahrzeugreservierung von Deutschland aus mußte also funktioniert haben, denn Henry handelte im Auftrag von Asco Car Hire. Diese Firma aus Windhoek verleiht geländetaugliche Fahrzeuge, die, wie unser Fahrzeug, 3 Jahre alt sind und 93.000 KM gelaufen haben. Die Adresse habe ich im Internet gefunden und der Preis war sehr attraktiv. Also haben wir gebucht, eine Anzahlung getätigt und inständig gehofft, dass alles auch klappt.
Henry fuhr die ca. 40 KM vom Flughafen nach Windhoek in gemütlichem Tempo, erklärte uns nebenbei noch die Verkehrsregeln in Windhoek und meisterte souverän die Polizeikontrolle bei der Einfahrt nach Windhoek. Er setzte uns verabredungsgemäß in dem vorgebuchten Vondelhof Guesthouse im Zentrum ab, versprach uns um 15:00 Uhr abzuholen und uns dann zur Verleihfirma zu fahren wo wir unseren Toyota Hilux 4×4 Geländewagen in Empfang nehmen sollten.
Unser Auto stand zur Abfahrt pünktlich bereit. Wir erledigten bei Asco Car Hire alle Formalitäten und zahlten mit Kreditkarte die Restsumme. Draußen in der Werkshalle stand der Toyota. Er machte einen fast neuwertigen Eindruck, alles außen und innen gesäubert, neue, breite Reifen und komplett mit einer Campingausrüstung ausgestattet. Die bestand aus einem Kasten mit Besteck, Tellern und Tassen, zwei Gasflaschen zum Kochen und Leuchten, Tisch und drei Stühlen, zwei Dachzelte für vier Personen, zwei Reservereifen, zwei eingebaute Dieseltanks mit 140 Liter Volumen, Grabespaten zum Freigraben im Sand. Wir waren beeindruckt, was sollte uns in der Wüste da noch passieren. Ein junger Schwarzer erklärte uns freundlich und mit nie endender Geduld wie man die Zelte aufbaut, das Fahrzeug auf Allradantrieb umstellt, die Lowgear Funktion und die Differentialsperre aktiviert und wo man die Tanköffnung betätigt. Komplett irritiert stiegen wir in den Toyota ein und fuhren vorsichtig im Linksverkehr Namibias in unsere Lodge. Hier mußten wir erst mal verkraften, dass wir von einem hoch effizienten Deutschland in einer Dienstleistungsgesellschaft gelandet sind. Die Menschen haben Zeit, sind freundlich, denken manchmal für einen mit: „Lassen Sie bitte ihr Navi nicht so auf dem Tisch unseres Straßenkaffees liegen. Es könnte jemand weg nehmen“ wies uns eine freundliche schwarze Bedienung in Windhoek an. Trotz dieser positiven Erfahrungen muß man natürlich auch hier auf seine Sachen sehr aufpassen. Für viele Schwarze mußten wir steinreich sein, das haben wir noch häufig auf unserer Fahrt erfahren müssen.
Am 25. August ging es los. Wir fuhren auf der geteerten Straße B1 südlich Richtung Mariental und Keetmanshoop. Die Straße ist gut zu fahren. Wir passierten den obligatorischen Polizeiposten, zeigten meinen internationalen Führerschein vor und es ging problemlos hinaus in die Steppen- und Savannenlandschaft der westlichen Kalahari. Üppiges aber trockenes Grasland säumte den Weg, Bäume und Sträucher mittendrin. War die Landschaft im recht hoch gelegenen Windhoek hügelig so wurde sie Richtung Süden flacher und eintöniger. Wir sahen Paviane am Wegesrand und gelegentlich Springböcke, Oryx Antilopen mit ihren Spießen auf dem Kopf und Strauße. Der Verkehr ließ erheblich nach und irgendwann meinten wir, wir sind die einzigen, die in Namibia ein Auto fahren.
Wir übernachteten das erste Mal im Camp der Kalahari Anib Lodge nahe bei Mariental (GPS: S24 25.807 E18 06.027). Man fährt von der Straße links ab und meldet sich am Farmtor weit vom Farmhaus entfernt bei einem Wärter am Einlasstor an. Der telefoniert mit der Lodge, fragt ob wir willkommen sind und einer der wenigen Campsites frei ist und wenn das der Fall ist dürfen wir einfahren. Man fährt einige Kilometer durch die Savanne auf einem Feldweg und landet vor einem luxuriösen Farmhaus mit Bar, Restaurant, Swimming Pool, zahmen Warzenschwein und Springbock. An der Rezeption bezahlt man die Campinggebühr, fährt noch mal 2 KM in die Savanne hinaus und landet endlich auf dem gebuchten Platz. Alle Camper, immer mit Auto, meistens Geländewagen, stehen weit auseinander. Hier besitzt jeder Campingplatz eine eigene Kochgelegenheit, WC, Dusche und fließend warmes und kaltes Wasser. Wir bauten etwas holperig unsere Dachzelte auf, kochten ein Abendmahl und gingen zeitig ins Bett denn ist die Sonne unter gegangen wird es in 15 Minuten stockdunkel und kalt. Und Sonnenuntergang ist um 18:00 Uhr.
Am nächsten Tag geht es weiter. Kurz vor Keetmanshoop hat uns der Reiseführer eine Besichtigung der Köcherbäume empfohlen, die hier in größeren Mengen auftreten. Diese Pflanzen zählen zu den Sukkulenten, ihre Äste dienten früher den Einheimischen als Köcher für ihre Pfeile. Die Pflanzen stehen hier in einer von Felsbrocken geprägten Savannenlandschaft und bieten hervorragende Motive für Fotos und dienen im praktischen Leben als Nistbäume für verschiedene Vogelarten. Übernachtet haben wir im Garas Quivertree Park (GPS: S26 25.126 E18 11.387) bei dem die Köcherbäume mit zum Übernachtungsangebot gehören.
Richtung Süden zum Fish River Canyon wird die Landschaft wüstenartiger. Bäume und Sträucher gibt es nicht mehr, das Grasland wirkt spärlich, die Straßen sind schnurgerade gezogen und mittlerweile ungeteert. Es ist tagsüber heiß mit Temperaturen über 35 Grad; Nachts ist es dagegen frisch, vielleicht 10 Grad. Mit heftigem Wind muß man immer rechnen.
Wir übernachten im Canyon Roadhouse (GPS: S27 31.460 E17 48.871), einer komfortablen Lodge mit Swimming Pool kurz vor dem Eingang zum Fish River Nationalpark. Hier kann man sich von der anstrengenden Anfahrt ausruhen um am nächsten Tag in den Park einzufahren. Bei der Einfahrt in den Park geht man in ein kleines Büro neben der Straße, man registriert sich in einem Registrierbuch mit Namen, Fahrzeug, woher man kommt und wohin man fährt, die Abgabe von ca. 8€ pro Person ist zu zahlen und dann kann man völlig frei im Park herumfahren. Wir fuhren sofort zum Canyon Vista Punkt (GPS: S27 35.360 E17 36.866). Von hier bietet sich ein grandioser Blick in diese südafrikanische Canyon Landschaft. Klar, alles ist kleiner als der Grand Canyon in den USA auch gibt es das angeschlossene Canyon Land hier nicht. Der entscheidende Unterschied ist aber: Hier ist man alleine. Es gibt keine Sicherungsgitter, man kann bis zum Rand gehen, es gibt keine Verbotsschilder. Man setzt sich irgendwo hin, genießt die Ruhe, die grandiose Landschaft und niemand stört. Man kann mit dem Auto die Schotterpiste am Rand des Canyon soweit fahren wie man will oder man sich traut. Auch zu Fuß. Touristen trifft man nur ganz wenige. Dies ist ein grandioser Ort an dem man zur Ruhe kommen und die Gedanken in die Unendlichkeit entlassen kann.
Den Fish River kann man in fünf Tagen stromabwärts bis AiAis wandern. Verpflegung und Wasser ist allerdings bei brütender Hitze mitzuschleppen und ein Permit mit Gesundheitszertifikat sind erforderlich.
Die Reise ging weiter auf einer der gepflegten Schotterpisten, die gut zu fahren sind allerdings das Fahrzeug zeitweise kräftig durchschütteln und eine Menge Staub aufwirbeln. Unser Ziel ist AiAis am Fish River (GPS: S27 55.081 E17 29.351), ein kleines Urlaubsparadies direkt am Fluss. Man registriert sich in der Anmeldung und bekommt einen Camping Platz direkt am Flussufer zugewiesen. Wir nehmen die Chance wahr und wandern den Fish River ein ganzes Stück stromauf. Es geht über Sandbänke und man watet durch kleine Pools die der fast trockene Fluß ausgebildet hat. Das Wasser ist ganz klar und warm, am Ufer ragen die Felswände auf und verdecken die untergehende Sonne. Schade, dass wir hier nicht ein paar Tage geblieben sind. AiAis besteht aus gepflegten Lodges, Restaurant, Shop und Swimming Pool. Das Klima ist trocken heiß am Tage aber nicht so kalt nachts.
Zu früh sind wir aus AiAis abgefahren, am Orange Fluß, der Grenze zu Südafrika entlang. Der Orange ist ein größerer Fluß im Süden Namibias; er führt aber zu dieser trockenen Jahreszeit sehr wenig Wasser. Am Ufer wachsen grüne Baum und Buschhaine in denen schwarze Familien recht ärmlich wohnen und ihr Vieh, vornehmlich Ziegen, hüten. Die Schotterpiste wird unangenehmer und manchmal sind wir froh ein Fahrzeug mit beruhigender Bodenfreiheit angemietet zu haben.
Ab Rosh Pina, einem Städtchen in dem in großem Umfang Zink abgebaut wird, wird die Schotterstraße plötzlich zu einer Teerstraße. Wir sind froh, der Rüttelei und dem Staub und Dreck erst mal entkommen zu sein und fahren in dieser wüstenartigen Landschaft zügig zu unserer angepeilten Übernachtungslodge Klein Aus Vista (GPS: S26 40.888 E16 13.025). Diese Lodge liegt im Nichts etwa 15KM vom verschlafenen Städtchen Aus entfernt. Aber dieser Ort ist für den Namibia Reisenden genial gelegen. Von hier kann man die 130KM nach Lüderitz fahren und am selben Tag zurück um das südatlantische Meer zu sehen; Richtung Norden führt die Pad C13 in die Namib mit der Abzweigung zur D707, der Traumstraße Namibiens.
Lüderitz haben wir aus der Sicht des Reisenden als nicht sehr sehenswert empfunden. Der einzige Tiefseehafen Namibias macht die Stadt geschäftig, von den deutschen Ursprüngen ist dadurch nicht ganz so viel zu sehen. Aber vielleicht sind wir ja auch schon verwöhnt von der grandiosen Landschaft, die uns bis dahin geboten wurde.
Zum Abschluß dieses Berichtes noch ein Wort zu unserer elektronischen Ausrüstung: Schon am Flughafen hatten wir uns ein HSDPA USB Stick mit SIM Karte und Guthaben Voucher gekauft. Über unser Aldi Netbook kommen wir damit bequem, falls ein Handynetz verfügbar ist, ins Internet, Mails können wir verschicken, holprig über Skype telefonieren, Routen mit der MapSource Software von Garmin planen und Bilder bearbeiten. Auch unsere Finanzen verwalten wir so – allerdings verschlüsselt – online. Manchmal hatten wir Probleme ans Stromnetz zu kommen. In Lüderitz haben wir Strom aus einer verrosteten Steckdose illegal gezapft und sonst mußten wir auch schon mal ins Waschhaus gehen und unsere Elektronik dort aufbauen. Wir konnten aber so in Bild und Text immer mit unseren Lieben in der Heimat in Verbindung bleiben, was beide Seiten sehr beruhigt hat.
Wer unsere Namibia Route bis hierher verfolgen möchte lade den unten bereitgestellten GPS Track File herunter und importiere ihn in Google Earth. Anleitungen findet man beim Googeln.
NamibiaSüdTrackingRoute (248,1 KiB, 1.243 hits)
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Lieber Friedrich und Familie!
Grossartig, Deine Berichtserstattung mit Angaben Eurer Internet Technik! Habe einiges von unserer Namibiareise wiedererkannt!
Alles Gute für Eure weitere Weltreise!
Hatten am 1.10. die 80-Jahr Ford-Feier und vorher unsere Laborräumung.
Grüsse in die Ferne!
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