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Paddeln auf der Peene

Die Peene ist ein Fluss in Vorpommern. Wo ihr Ursprung ist kann man gar nicht genau sagen. Die eigentliche Peene beginnt erst am östlichen Ausfluss des Kummerower Sees bei Verchen, der Oberlauf der Peene besteht aus den Zuflüssen zum Kummerower und Malchiner See. Die Peene fließt durchgehend durch das Peenetal Naturschutzgebiet – ideal für alle Wassersportler.

Wir hatten in einer Motorzeitung einen Bericht gelesen, der den Freizeitwert der Peene besonders lobte. Idyllisch und nicht touristisch überlaufen, nette Dörfer und Städtchen am Flußlauf, ein ruhig fließender, breiter Fluß ohne Schleusen, der vom Kummerower See über Anklam in das Stettiner Haff und in Peenemünde endgültig in die Ostsee fließt.

Hamburg wurde uns auf Dauer doch etwas zu laut, wuselig und zu eng. Wir beschlossen also, 250 Kilometer gen Osten ins kleine, 7.500 Einwohner zählende Städtchen Malchin am Kummerower See zu fahren und die Peene 90 Kilometer flussabwärts bis Anklam zu paddeln. Startpunkt und Einsatzstelle unseres Faltboots in die Peene war der Malchiner Kanu Club direkt am Peene Kanal, der den Malchiner und Kummerower See verbindet. Hier konnten wir im Dachzelt übernachten, unser Boot aufbauen und die Ausrüstung in Ruhe zusammenstellen. Wir durften auch unser Auto auf dem Gelände des Kanuclubs sicher abstellen, bis wir es in ein paar Tagen wieder abholen würden.

Malchin hat den großen, unschätzbaren Vorteil, dass die Deutsche Bahn sich hier nicht schon aus dem Staub gemacht hat, Schienen verkommen ließ und den kleinen Bahnhof dem Verfall aussetzte. Wir konnten also vom Endpunkt Anklam bis Pasewalk im ICE Stralsund-München und dann in einem Nahverkehrszug bis Malchin zurückfahren.

Wir paddeln morgens von Malchin los auf dem Peene Verbindungskanal zwischen Malchiner und Kummerower See. Die Peene ist ein breiter, langsam fließender Fluss, der bis Anklam durch ein umfassendes Naturschutzgebiet meandert. Eigentlich ist dies ein Sumpf- und Moorgebiet, das früher von den Anwohnern bewirtschaftet wurde, indem Schilf für die Hausdächer geschnitten und getrockneter Torf intensiv als Brennmaterial abgebaut wurde. Heute kann man die Spuren des Torfabbaus deutlich erkennen. Langsam zuwachsende Kanäle zweigen links und rechts vom Hauptstrom ab und münden manchmal in kleine Seen. Kurz bevor wir in den Kummerower See einfahren, passieren wir die zu DDR Zeiten kultige Gaststätte Moorbauer, die immer einen Abstecher und Besuch wert ist.

Wir überqueren den Kummerower See, den achtgrößten See Deutschlands, in Längsrichtung von Südwest nach Nordost. Im südlichen Teil ist die Seeoberfläche ganz glatt, im nördlichen Teil ziehen Wolken und Wind auf und wir paddeln das letzte Stück im Regen bei mittlerem Wellengang aber Gott sei Dank mit dem Wind ehe wir an der Aalbude bei Verchen in die eigentliche Peene einfahren.

Verchen selbst ist ein ruhiges, verschlafenes Dörfchen mit einem kleinen Strand, Restaurant, Cafe und der Kanustation Verchen, wo man Paddelboote mit Rückholservice aber auch Hausboote mieten kann. Verchen eignet sich auch gut für Radtouren und Wanderungen in das schöne Umland und ist wegen des beschränkten Autoverkehrs sehr geeignet für einen Familienurlaub mit Kleinkindern.

Wir schlagen unser Zelt direkt am Bootsanleger gegenüber dem Restaurant Aalbude auf. An der Aalbude selbst führt ein beschilderter Weg zu einem Hochsitz, der einen phantastischen Ausblick in das Große Rosiner Moor bietet. Jetzt am Abend bei tiefstehender Sonne denken wir gleich an das Schwemmland des Okawangodeltas in Botswana im südlichen Afrika. Natürlich ohne die afrikanische Fauna und auch die Vegetation ist anders aber der Blick über diese weite, sumpfige Seenlandschaft lassen uns etwas wehmütig an Afrika denken.

Die nächsten Tage paddeln wir ganz gemächlich etwa 15 Kilometer täglich die Peene hinunter bis Anklam. Der Fluß, übrigens eine Bundeswasserstraße, und damit geeignet für kommerziellen Schiffsverkehr, fließt träge durch eine Sumpf- und Moorlandschaft ohne eine Straße oder eine Bahntrasse am Ufer dulden zu müssen. Wir teilen die Peene mit ein paar anderen Paddlern, Motorbootfahrern (je näher zu Anklam und Ostsee, je mehr) und urigen Hausbooten. Wir genießen Abstecher in Dörfer und Städtchen an beiden Seiten des Flusses mit Namen, die wir noch nie gehört hatten und uns fremd klingen wie Demmin, Loitz, Alt Plestin, Jarmen und Gützow sowie Stolpe an der Peene. Wir verwenden als Kanuführer das Peene Kanu Kompakt Büchlein des Thomas Kettler Verlags mit detaillierten Karten und einem Verzeichnis der Kanurastplätze zum Übernachten und etwas Information, was man sich so anschauen kann.

Was bleibt uns von unserer Faltboottour in Erinnerung? Eine vorpommersche, norddeutsche Landschaft ganz dörflich und nicht so zersiedelt wie im Rheinland. Alles scheint ruhiger und gelassener abzulaufen. Viel weniger Verkehr, keine breiten Bundesstraßen denn der Straßenteer muß zwischen die Baumreihen der Baumalleen passen. Viel tolle Natur und die Peene mittendrin. Alles Ossis, wir trafen nur wenige, vielleicht auch keinen Wessi. Nichts war touristisch überlaufen im August und keine kommerzielle Verkaufsanmache – nirgendwo. Die Ortschaften sind gut in Schuss aber viele Gewerbebetriebe und ehemalige LPGs geschlossen und verfallen. Auf uns Wessis wirken die Dörfer und Städte trostlos und abends wie ausgestorben. Wir sind diese Ruhe und Gelassenheim einfach nicht mehr gewohnt.

Vorpommern scheint auch eine Region zu sein, die gefrustete Großstadtbewohner aus dem Norden anzieht. So trafen wir zwei junge, ehemalige Hamburgerinnen, die nach Dargun, ein Städtchen einige Kilometer nördlich von Verchen, gezogen sind. Sie klagten über den Verkehr, den Lärm und die Hektik in der Hansestadt, die Unfreundlichkeit der Menschen und die Profitgier. Beide schwärmten uns vor: In Dargun kümmerte sich der Bürgermeister um sie, es gibt preiswerten Wohnraum, Förderprogramme zur Ansiedlung, Natur und Menschen, die für einen Schnack an der Kasse auch mal Zeit haben.

Ein wirklicher Geheimtipp für alternatives, ländliches Leben ist die Villa Eden Peene in Gützkow. Verwunschen und phantasievoll gestaltet mit einer netten, wuseligen Besitzerin, die sich um alles kümmert. Die Webseite spricht Bände.

Wir sind sehr angetan von Vorpommern und möchten gerne wiederkommen. Ein Grund ist auch, daß wir den Biber, genannt OLSEN, auf dem Gelände der Villa- Eden-Peene nicht angetroffen haben. Genau gesagt haben wir gar keinen Biber gesehen und das muß sich noch ändern.


Unsere etwa 90 Kilometer und 6 Tage dauernde Paddeltour auf der Peene als gpx-Track befindet sich zum Download hier:

  PeeneTrack (175,7 KiB, 474 hits)

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