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Australien, vom Outback an die Küste

Nachdem wir uns in Emerald, einem Städtchen in Queenslands Hinterland, angeschaut haben wie man Saphire aus der Erde holt und ein paar Steinchen aus unserem kleinen Eimer mit Edelsteinerde, ‚Wash‘ genannt, herausgerüttelt und gewaschen haben, ging es weiter, zurück an die Pazifikküste.

Der Weg führt auf dem Highway Richtung Norden direkt durch das Kohleabbaugebiet Queenslands. Immer wieder piepst unser GPS verstört weil die Mining Companies ihre Abbaugebiete verschoben haben und den Highway gleich mit ohne dass die elektronischen Karten von Garmin so schnell angepasst werden konnten. Elektronisch fahren wir dann offroad, in Wirklichkeit ist die Straße aber neu und bestens in Schuss. Neben der Straße, manchmal nah und manchmal fern, ragen gigantische Abraumhalden auf, ab und zu sieht man provisorische Containersiedlungen neben dem Highway in denen wohl Arbeiter der Bergbaugesellschaften eine vorübergehende Bleibe gefunden haben.

Es hat in Queensland durch die Kohleförderung in den letzten Jahren einen richtigen Wirtschaftsboom gegeben haben uns Queensländer immer wieder stolz erzählt. Viele Arbeiter und Angestellte wurden angeworben und sie haben ihre Familien mitgenommen und die wohnen an der Küste von Brisbane bis hinauf nach Townsville. Die Immobilienpreise sind kräftig gestiegen und die Lebenshaltungskosten auch.

Als wir südlich von Emerald auf einem Campinglatz direkt neben dem Swimmingpool unser Campervan Lager aufgeschlagen hatten, fiel mir eines Morgens ein kräftiger Mann mit vier Kindern zwischen 14 und 10 Jahren auf, alle hatten tief schwarze Hautfarbe, sie mußten also aus Afrika stammen. Sie marschierten in Reih und Glied, der Mann vorne weg, die Kinder der Größe nach hinterher, auf den Pool zu. Die Kinder bekamen genaue Anweisungen, wer in welchem Bassin planschen durfte, sie legten ihre Badelaken auf die Wiese oder in den Liegestuhl und sprangen ins Wasser. Der Mann legte sich in einen der Liegestühle und las Zeitung. Schwarze aus Afrika sind in Australien eine Seltenheit, besonders im Outback. Es interessierte mich, wie es den Mann in diese Gegend verschlagen hatte. Ein Gespräch anzufangen ist in Australien ganz einfach und unkompliziert und geht am einfachsten, indem man den Gegenüber fragt, woher er in diesem riesigen Land denn komme. Laurant, wie er sich später vorstellte, kam von noch weiter her, nämlich aus Simbabwe. Er hatte ein rundes, freundliches und offenes Gesicht, lächelte mich mit makellos weißen Zähnen im tiefschwarzen Gesicht gewinnend an und so kamen wir ins Gespräch. Er wohnt mit seiner Familie im nahen Emerald und arbeitet als Instandhalter des Fahrzeugparks bei einer Kohlemine. Dort verdient er im Jahr 140.000 australische Dollar (etwa 110.000€) berichtete er mir stolz. Er fühlt sich in Australien mit seiner Familie sehr wohl und könnte sich vorstellen auch für immer zu bleiben. In Zimbabwe ist es ihm zu unsicher meinte er, die Kriminalität und Korruption wolle er nicht ertragen und hier in Australien gibt es das alles nicht. Zuerst dachte ich, dass Laurant sich seine Gehaltsabrechnung mal genauer anschauen sollte. 110.000€ im Jahr schienen mir mit meinem Gefühl für deutsche Gehälter doch arg hoch. Eine Suchanfrage an Google führte mich zum Jobportal Mining Jobs in Queensland und ein Blick und einige Klicks lehrten mich, dass Laurants Gehaltsangaben durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Auf jeden Fall zeigt das Portal auch, dass es einen riesigen Bedarf an Jobangeboten für technisch und kaufmännisch versierte Leute gibt, die einem Australienabenteuer nicht abgeneigt sind und sich sicher im Englischen fühlen. Die Kohleindustrie ist bommend in Queensland, das hört man von vielen Australiern und man sieht es auch an den zahlreichen Kohlemienen im Lande und den gigantischen Kohlezügen auf modernen Gleisen. Und sicher können die 22,2 Millionen Australier alleine den Arbeitskräftehunger dieser Industrie nicht stillen – gute Chancen für Menschen aus anderen Ländern, die das Risiko lieben.

Unser erstes Ziel, das wir an der Küste Queenslands mit unserem Campervan ansteuerten war der kleine Eungella National Park etwas versteckt südlich von Townsville in den Küstenbergen gelegen. Hier hat sich ein ursprünglicher, dichter Küstenregenwald erhalten, der in einem Abschnitt des Broken River genannten Flusses Schnabeltiere oder Platypus wie es im Englischen heißt, beherbergt. Schon als wir das erste Mal 1985 in Australien waren, haben wir diese seltenen und einzigartigen Tiere ganz flüchtig sehen können. Schnabeltiere sind als eierlegende Säugetiere eine Rarität. Sie besitzen Eigenschaften von Reptilien aber auch von Säugetieren, indem sie die aus den Eiern geschlüpften nackten Jungen an Drüsen im Brustbereich säugen und ein Fell als Körperbehaarung tragen. Schnabeltiere sind ganz muntere Tierchen. Sie kommen Morgens und Abends aus ihrem Bau um Futter zu suchen. Dann schwimmen sie auf der Wasseroberfläche umher, tauchen bisweilen senkrecht ab und an ganz anderer Stelle plötzlich wieder auf. Schnabeltiere gibt es nur an der Ostküste Australiens, sie stehen unter strengem Schutz. Im Eungella Park konnten wir diesmal an mehreren Stellen des Broken Rivers diese Tiere beobachten, was zeigt, dass der strenge Schutz und der Erhalt ihres Lebensraumes besonders im Eungella National Park seine Früchte trägt.

Neben den vielen Strandbuchten an der Küste Queenslands, die manchmal touristisch sehr erschlossen sind, manchmal aber auch als eine Art Geheimtipp versteckt in fast unberührter Natur liegen, manchmal einfach über eine breite Teerstraße und Strandpromenade erreichbar sind, manchmal nur mit dem Allrad Fahrzeug und bei Ebbe, ist das Korallenriff, das Great Barrier Reef eine große Sehenswürdigkeit und natürlich auch in die UNESCO Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Am einfachsten ist es, in das Great Barrier Reef über die Whitsunday Inseln südlich von Townsville gelegen, einzufahren. Franck, den wir in Carnarvon Gorge getroffen hatten, gab uns den Tipp: Fahrt nach Arlie Beach bis Shute Harbor durch und schaut nach einem kleinen Boot, der Scamper. Der Skipper fährt einen hinaus zu einer der vielen Inseln der Whitsundays. Er empfahl, auf den Hook Island im Crayfish Beach anzulanden und dort einige Tage zu bleiben. Man ist dort ganz für sich allein und kann Schnorcheln, sieht Korallen und bunte Fische in Mengen, dazu Rochen und große Meeresschildkröten, die im Sand des Strandes ihre Eier ablegen. Schnorchelausrüstung und Zelt und alles Sonstige kann man sich vom Skipper leihen.

Nun, wir haben diese Tour gebucht aber als wir losfahren wollten viel unser Plan förmlich ins Wasser. Es goss wie aus Kübeln. Der Skipper studierte mit uns den online Wetterbericht und wir kamen alle zu der Einsicht, dass ein Aussetzen auf einer Insel nicht machbar ist. Wir bekamen unsere Anzahlung problemlos zurück und die Sache war erledigt.

Erledigt war sie für uns aber doch noch nicht ganz: Wir wollten nicht ohne ins Große Korallen Riff gefahren zu sein, aus Queensland abfahren. Wir buchten kurzer Hand eine eintägige Rifftour mit FantaSea, einem großen all inclusive Bootstourenanbieter, der die Touristen mit allem nötigen, von Schnorchelausrüstung über Kaffee bis zum Lunchbuffet versorgt und weit hinaus fährt, 80 Kilometer auf den Pazifik, weit weg vom Regengebiet an der Küste, auf eine schwimmende, künstliche Insel ‚Reefworld‘ genannt. Von dieser künstlichen Insel aus kann man im flachen Riff schnorcheln, oder im Souterrain der Plattform durch große Sichtfenster am Leben der großen und kleinen Tierwelt im Riff teilnehmen.

In den Schutzanzügen gegen gefährliche Feuerquallen sieht so mancher Tourist aus wie ein lebendiger Teletubbie. Mit Schwimmflossen und Schnorchelausrüstung watschelt man zu Rosten auf Wasserhöhe um sich dann mit vielen anderen rosa und grünen Tubbies aus aller Herren Länder ins Meer plumpsen zu lassen.

Unter Wasser begegnet man vielen großen und kleinen bunten Fischen, Meeresschildkröten und Rochen; wenn man etwas Glück hat. Das Riff mit seinen Korallen liegt etwa einen Meter unter der Meeresoberfläche und man kann ganz vorsichtig drüber gleiten bis man plötzlich eine Riffkante erreicht und das Riff senkrecht abfällt und im blauen Nichts der Meerestiefe versinkt. Dies alles ist ein unvergleichliches Erlebnis, das wir alle nicht hätten missen wollen.

Begleitet von viel Regen ging es dann weiter Richtung Süden. Wir erlebten die Australier beim ‚Australia Day‘, dem 26. Januar, ihrem offiziellen Nationalfeiertag, auf einem Campingplatz in Woodgate nördlich Brisbane. Erinnert werden soll an diesem Tag an die Schiffe der ‚First Fleet‘, die die ersten englischen Siedler am 26. Januar 1788 nach Australien brachten. Unsere australischen Mitcamper nahmen dieses Datum zum Anlass überall Nationalfahnen aufzumalen oder anzubringen und kräftig in kleinem Kreise zu feiern.

Wir fuhren weiter über Brisbane hinaus die Gold Coast entlang nach Süden. Hier liegen ausgedehnte, breite und lange, feine Sandstrände. Schon früh wurde dieser Teil der Küste stark touristisch vermarktet. Als markantes Wahrzeichen gilt Surfers Paradies mit seinem breiten Sandstrand und den vielen Hochhaustürmen. Wir hatten das Vergnügen, dieses Paradies bei Regen kennen zu lernen – ein Vergnügen, das nicht jeder Tourist haben wird.


Am Schluß des Artikels gibt es unseren Fahrweg als GPS Track File zum Download:

  AussiQLDtoSurfersParadies (442,9 KiB, 1.099 hits)

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