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Neuseeland, die Südinsel bis ins Fjordland

Jeder Tourist, der sich von Europa aus auf die weite Reise nach Neuseeland begibt, wird das Fjordland im Südwesten der Südinsel Neuseelands ganz oben auf der Liste der ‚To Visit‘ Orte haben.

So war es auch bei uns. Schon am Mt. Cook konnten wir die tolle, einzigartige, alpine Landschaft Neuseelands bewundern. Das Fjordland ist die süd-westliche Fortsetzung dieses Gebirgszugs wobei sich die Berge langsam in die Tasmanische See absenken. Von früheren Eiszeiten mit ihren mächtigen Gletschern sind tiefe, breite Täler in diese Berglandschaft eingefräst worden und mit dem heutigen, höheren Meeresspiegel kann man eine einzigartige Fjordlandschaft in diesem Teil Neuseelands bestaunen. Klar mußten wir dort hin, wo sich das Meer zu den Bergen aufgemacht hat.

Wir entschieden uns aber erst einmal, vom Mt. Cook über die Ostküste Richtung Süden zu fahren um dann von der südlichsten Stadt Neuseelands, Invercargill ins Fjordland einzufahren.

Bei Oamaru erreichten wir die Ostküste. Wir hatten gehört, dass an der südlichen Ostküste viele Pinguine zu sehen sind, die während des Tages im offenen Meer auf Fischfang gehen und Abends zurück an die Küste kommen um hier sicher an Land zu übernachten. Oamaru und die Bucht bei Cape Wanbrow sollte ein Geheimtipp sein und Pinguine beobachten ist ein Muß für Neuseeland Reisende, da die Tiere ausserhalb der Antarktis so hoch nördlich selten anzutreffen sind. Schon die Anfahrt Abends zur Aussichtsplattform war schwierig, da viele Campervans am Rande der schmalen Straße parkten. Wir erreichten den Beobachtungsunterstand hoch über der geschützten Bucht trotzdem noch rechtzeitig und warteten. Ein Ehepaar neben uns aus Hamburg ging ganz professionell vor: Die Frau beobachtete den weit entfernten Strand mit dem Fernglas und gab ihrem Mann klare Anweisungen, wo ein Pinguin aus dem Wasser Richtung Unterholz tappste. Ihr Mann richtete daraufhin seine Kamera aus und schoß Bilder. Die Ergebnisse, die er uns voller Stolz zeigte, waren eher bescheiden. Ganz klein und verschwommen konnte man einen Gelbaugenpinguin erahnen. Nein, diese Art der Tierbeobachtung hielten wir für sinnlos.

Wir fuhren weiter, die Küste entlang, nach Dunedin. Dunedin liegt am Ende einer langgezogenen Bucht, die im Süden durch die Otago Halbinsel vom Meer abgegrenzt wird. Die Stadt ist sehr englisch, eher schottisch geprägt; alles ist sauber und aufgeräumt. Hier kann man sicherlich einige Tage verbringen, wenn das Wetter im Sommer dazu einlädt. Uns zog es aber weiter, wir waren immer noch auf der Suche nach Pinguinen. Ganz im äußersten Osten der Otago Halbinsel gibt es die Royal Albatross Colony mit einem von Pinguinen bevölkerten Strandabschnitt. Hier sollte es Albatrosse und Pinguine geben, das hatten wir gehört. Nach kurvenreicher Anfahrt mit Blick auf viele nette Bungalows inklusive exklusivem Meeresblick erreichten wir die Station. Sie wurde von der Westpac gesponsert, so sagte es das Firmenlogo dieser australischem Bank am Visitor Centre. Das ganze Areal auf einer Hügelkuppe mit Steilhang zum offenen Pazifik war abgesichert mit einem hohen Zaun, der etwas militärisch Abweisendes an sich hatte. Drinnen im Visitor Centre war eine nette Ausstellung, ein Cafe und eine Boutique für T-Shirts eingerichtet. Auf einem Monitor konnte man live den einzigen Albatross verfolgen, der noch in seinem Nest saß und erste, ungelenke Flugübungen mit seinen langen Schwingen ausführte. Freien Eintritt gab es trotz Bankunterstützung nicht, wir sollten umgerechnet gut 25€ zahlen, um den Vogel live zu sehen und in 3-4 Stunden auch Pinguine geboten zu bekommen. Nein danke, da schien uns der Geschäftssinn der Kiwis doch zu weit zu gehen. Wir begnügten uns mit dem Albatross im Fernsehen und verschoben die Pinguine auf später. Irgendwann wird es schon klappen.

Wieder ein Tipp, den wir bekamen: Pinguine gibt es auch in der Sandfly Bay, ganz in der Nähe unseres Camping Platzes auf der Otago Halbinsel zu besichtigen. Am späten Nachmittag fuhren wir hin. Die langgezogene, sichelförmige Bucht mit Sanddünen landeinwärts liegt traumhaft. Ein feiner, weißer Sandstrand, dunkelblaues Meer und strahlender Sonnenschein luden zu einem Spaziergang ein – aber nicht zum Baden. Baden im Meer ist nur etwas für hartgesottene – das Wasser ist richtig kalt. Die erste Überraschung am Strand: Neuseeländische Seelöwen lagen regungslos herum, sonnten sich und schliefen. Wir dachten erst, die Tiere wären tot aber von Zeit zu Zeit wird es ihnen wohl zu heiß und sie werfen mit einer Schwimmflosse kühlenden Sand über ihren massigen Körper. Menschen mit Kameras, die vorsichtig näher und näher kommen interessieren die Tiere überhaupt nicht. Nun, das ist ja schon ein Erlebnis.

Am Strand entdeckten wir auch Spuren, die offensichtlich von Pinguinen stammten. Also waren wir hier richtig. Wir warteten und irgendwann nach 7 Uhr Abends schwamm etwas, das im Wasser auf den ersten, flüchtigen Blick, wie eine Ente aussah auf den Strand zu, kreuzte dann hin und her und kam plötzlich etwas unsicher an Land. Super, wir sahen unseren ersten neuseeländischen Pinguin, einen Gelbaugenpinguin. Welch ein großer Erfolg für diesen Tag!

Unsere Reise ging weiter Richtung Süden. Die Landschaft ist hügelig und saftig grün. Hier ist Schafsland. Überall sieht man die weißen Punkte in der Landschaft und hört ihr Mähen. Ab dem kleinen Städtchen Owaka wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher. Man fährt durch viele Conservation Areas, das sind neuseeländische Naturparks, die vom DOC, dem Department of Conservation, einer Art Naturschutzbehörde, liebevoll gepflegt werden. In diesen Naturparks steht die ursprüngliche neuseeländische Vegetation mit ihren einzigartigen Pflanzen und dem dichten Urwald unter Schutz. Für Besucher sind sehr liebevoll angelegte Wege zu Sehenswürdigkeiten eingerichtet, die man meist in kurzen Wanderungen erreichen kann. Wir haben es genossen, müssen aber zugeben, dass wir viel häufiger unserem Campervan eine Pause hätten gönnen und unsere eigenen Beine hätten benutzen sollen. Nun ja, nächstes Mal machen wir alles besser.

Ab etwa Owaka fährt man strikt nach Westen auf Invercargill zu. Man kann den südlichsten Punkt der Südinsel, den Slope Point anfahren aber das war uns nicht so wichtig. Wir fuhren zu einem idyllischen Campingplatz an der Curio Bay. Alles auf diesem Platz ist improvisiert: Die Küche des Platzes ganz klein und kreisrund erinnerte mich irgendwie an einen afrikanischen Kraal, die Platzrezeption glich dagegen einer alternativen Surfschule. Die Plätze waren in ein neuseeländisches Agavenfeld geschlagen. Diese riesigen Pflanzen gaben effizienten Windschutz und vermittelten Schutz und Geborgenheit.

Die Curio Bay ist eine langgezogene, sichelförmige Sandbucht auf der einen Seite, westlich schließt sich eine wilde Felsküste mit einem weit ins Meer reichenden glattgeschliffenen Felstisch an. Lange Baumstämme von versteinerten Baumriesen, die das Meer über tausende von Jahren frei präpariert hat sind zu sehen – und Pinguine. Sie kamen einfach plötzlich irgendwann Abends aus den Weiten des Ozeans, tappsten an Land, schauten sich um und als sie die Menschen in ihrer Nähe sahen, sprangen sie wieder ins Wasser um an anderer Stelle an Land zu kommen und den Weg in die dichten Agavenwälder zu finden. Welch ein Erlebnis.

Wir hatten uns dazu entschlossen, im Fjordland eine Bootstour auf einem der Fjorde zu buchen. Auch hier hatten wir Empfehlungen von anderen Reisenden. Ein holländisches Ehepaar am Mt. Cook legte uns die DeepCove Charters ans Herz. Der Skipper Chris gestaltet die Schiffsfahrt sehr individuell mit wenig Leuten auf seinem eigenen Boot. Man kann Kayak fahren und Angeln. Seine Frau Diane ist von Land aus für das Administrative zuständig. Ich rief Diane ein paar Tage vorher an und machte für den 6. Dezember eine Reservierung.

Die Fjordtour auf Chris Schiff, der Seafinn startete um 9:30 Morgens mit einer 50 minütigen Schiffspassage von Manapouri quer über den gleichnamigen See zur Anlegestelle am West Arm des Sees mit einer normalen Passagierfähre, denn der Doubtful Sound ist nicht direkt über eine öffentliche Straße zu erreichen. Es gibt in Fjordland sowieso nicht viele Straßen. In die meisten Fjorde kann man nur über das offene Meer mit dem Schiff einfahren. Die große Ausnahme ist der Milford Sound. Hier baute man eine Straße und den Homer Tunnel durch ein gewaltiges Bergmassiv und erst seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war der Milford Sound damit als einziger neuseeländischer Fjord für den Massentourismus auf dem Landweg erreichbar.

Angekommen am westlichen Ende des Lake Manapouri holte uns Chris in seinem alten Ford Transit ab und es ging über eine kurvenreiche Schotterstraße zur Anlegestelle Deep Cove am Ostende des Doubtful Sounds von wo aus die Schiffsreise auf der Seafinn nun wirklich beginnen konnte. Diese Schotterstraße, die die beiden Anlegestellen verbindet, ist nur gebaut worden, weil am Lake Manapouri ein unterirdisches Elektrizitätswerk betrieben wird. Es nutzt den Höhenunterschied zwischen dem östlich der Wasserscheide, ‚Great Divide‘ genannt, gelegenen Lake Manapouri und dem Meeresspiegel auf Höhe des Doubtful Sounds zur Stromgewinnung aus. Es wurde durch das Bergmassiv ein riesiger Tunnel getrieben durch den Wasser des Lake Manapouri nach Westen schießt und dabei Turbinen und Generatoren zur Stromgewinnung antreibt. Um ihre Anlagen, die man in der Landschaft nicht sehen kann, zu warten und zu pflegen und den Tunnel durch die ‚Great Divide‘ überhaupt bauen zu können wurde die etwa 30 Kilometer lange Schotterstraße, die Lake Manapouri und den Doubtful Sound verbindet, gebaut. Heute dient sie hauptsächlich touristischen Zwecken, um den Doubtful Sound komfortabel mit kleinen Bussen voller Touristen erreichen zu können.

Wir waren auf der Seafinn mit der Schiffscrew zusammen 10 Personen. Der Skipper Chris, Kerstin, eine Deutsche, die schon viele Jahre in Neuseeland lebt, ist zuständig für die Verpflegung und das Wohlbefinden der Gäste, ein australisches Ehepaar und drei Briten. Chris erinnerte mich an einen Iren: Krauseliges, rötliches Haar, markante Gesichtszüge, einen breiten Nacken, der Körper eher gedrungen, die Beine kurz. Chris erklärte schon auf der Anfahrt im Ford Transit die Landschaft, woher der Doubtful Sound (Zweifelhafter Fjord) seinen Namen hat, welche Pflanzen den dichten Urwald beiderseits der Straße ausmachen und er erzählte etwas über die Entdeckungsgeschichte dieses Teils Neuseelands. Im Boot, der Seafinn angekommen, bekamen wir das Schiff erklärt, seine Länge (19 Meter), seine Breite (6 Meter), seine Geschwindigkeit und die Leistung seines Dieselaggregats. Dann ging es auch schon hinaus in den Fjord, ganz langsam und gemütlich. Das Wetter war phantastisch für einen der regenreichsten Flecken auf der Erde mit über 260 Regentagen im Jahr hatten wir unglaubliches Glück.

Wir fuhren an grünen Inseln vorbei, bewunderten den einzigartigen Regenwald an den steilen Berghängen des Fjords, konnten in Kayaks neben dem Schiff herfahren oder auf dem Sonnendeck einfach nur in der strahlenden Sonne entspannen.

Chris fuhr uns sicher durch den gewundenen Fjord und einige seiner Nebenarme bis hinaus aufs offene Tasmanische Meer. Er verteilte Angeln und die Besucher waren angehalten, ihr Essen selbst aus dem Meer zu fischen. Man warf die Angeln mit einem Fischhappen als Köder ins Wasser und fast im Minutentakt konnten wir Kabeljau und eine Art Rotbarsch aus dem Meer ziehen. „Heute beißen sie schlecht. Es sind nur die Kleinen. Das Wetter ist schuld. Bei Regen zieht man sooo große Kabeljau heraus“ und Chris breitete seine Arme weit aus. Trotzdem reichte es für Sushi von Kerstin in Weinblätter gerollt und zu köstlichem Fischfillet zum Mittagessen. Chris fuhr an einigen Stellen des Fjords dicht an Land und zog Hummerräusen aus dem Meer, voll besetzt mit großen Hummern, die hier Crayfish heißen. Auch sie wanderten in die Küche, wurden zubereitet und ich konnte das erste Mal in meinem Leben Hummer essen. So viel ich wollte!

Gegen Abend fuhr Chris mit uns auf Tiersafari. Ganz langsam bewegte er die Seafinn am Ufer entlang und zwischen herausragenden Felsen hindurch. Wir sahen neuseeländische Seelöwen, Albatrosse im Tiefflug über dem Wasser, Haubenpinguine an Land und spät Abends begleitete uns ein Schwarm Hector Delfine zum nächtlichen Ankerplatz für das Boot.

Welch ein unvergessliches, tolles Erlebnis!

Zurück in Manapouri fuhren wir weiter nach Te Anau, einem kleinen, netten Urlaubsstädtchen am gleichnamigen See und von dort aus die über 100 Kilometer lange Straße zum Milford Sound. Wir trafen Touristen, die nach einer Tour auf dem Doubtful Sound meinten, sich den Milford Sound ersparen zu können. Wir denken, dass sich der weite Weg zum Milford Sound und zurück lohnt. Die Straße führt durch dichten Regenwald an Bergseen entlang. Es werden viele kleine Wanderwege angeboten und freie Übernachtungsplätze für Campervans mit sanitären Einrichtungen direkt an einem See. Der Milford Sound ist eigentlich durch eine steile, unüberwindliche Felswand vom Osten her für Autos unerreichbar aber in den 30er Jahren begann man die Milford Straße zu bauen und in den 50ern des letzten Jahrhunderts den Homer Tunnel fertig zu stellen. Jetzt konnten die Touristen kommen – und sie kommen mit ihren Campervans und in Bussen in Scharen. Es gibt am Fjord einen Flugplatz mit regem Flugbetrieb und einen großen Busbahnhof vor dem Anlegehafen für die Milford Ausflugsboote von Real Journey. Trotzdem, all diese Eingriffe in die Natur sind geschickt versteckt und wirken nicht aufdringlich oder stören den Eindruck, den man von diesem Weltnaturerbe der UNESCO gewinnt.


Am Schluß des Artikels gibt es unseren Fahrweg als GPS Track File zum Download:

  NZKuesteFjordland (445,9 KiB, 1.086 hits)

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  1. Gisela Jungheim’s Avatar

    Hallo Ihr Lieben !
    Haben gestern von Freunden erfahren, dass Ihr auf Weltreise seid.
    Gemeinsam haben wir uns Eure Berichte durchgelesen und die super tollen Bilder angeschaut. Einfach spitzenmäßig, würden gerne mit Euch tauschen (hahah, wer nicht?).
    Werden Eure Reise weiterhin verfolgen.
    Viele, liebe Grüße aus Sechtem, ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das nächste Jahr und noch viel viel Spaß, bleibt Gesund !
    Gisela, Willi u. Elena Jungheim (19.12.11)

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