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Neuseeland, die Mitte der Nordinsel

Vielleicht ist es sinnvoll, zuerst das Te Papa Tongarewa Museum in Wellington zu besuchen, dessen Eintritt kostenlos ist und das direkt an der Hafenmole zu Fuss vom Zentrum der Stadt zu erreichen ist, bevor man sich ins Innere der Nordinsel begibt. Hier erfährt man viel über das Land, die Kultur und die Besiedelung Neuseelands.

Man lernt im Erdgeschoss des Te Papa Museums, dass Neuseeland auf der indisch-australischen Kontinentalplatte ganz am äußersten, östlichen Rand liegt. Die Störungszone, bei der beide Platten aufeinander prallen und sich die pazifische unter die indisch-australische schiebt, verläuft längs dem östlichen Ufer der neuseeländischen Inseln. Man kann sich gut vorstellen, dass diese Subduktion nicht ohne Folgen bleiben kann. Genau gesagt zerreißt es Neuseeland förmlich an seinen östlichen Ufern und im Innern der Nordinsel sind bedeutende Vulkane entstanden, die bie heute aktiv sind und die, zusammen mit Vulkanen in Nord- und Südamerika, den Phillipinen und Japan zum sogenannten pazifischen Feuerring gehören. All dieses wird im Te Papa Museum von Wellington eindrucksvoll erklärt. Es wird das schwere Erdbeben von Christchurch vom Oktober 2010, bei dem das Zentrum der Stadt fast komplett zerstört wurde und das ein Jahr später noch immer gesperrt ist, in vielen Bildern dem Betrachter eindrucksvoll präsentiert. Man kann in ein nachgebildetes Wohnzimmer steigen und wird wie bei einem realen Erdbeben durchgeschüttelt. All dies läßt den Besucher aus Deutschland besser verstehen, was er im Inneren der Nordinsel sieht bzw. zu erwarten hat.

Wir fuhren von den Sandstränden der „Bay of Plenty“ im Osten der Nordinsel Neuseelands zuerst zur Goldgräberstadt Waihi und besichtigten neue und alte Techniken um Gold zu fördern. Die neue Technik setzt auf die offene Förderung, indem man ein großes Loch baggert. Steht ein alter Pumpenturm im Wege, wie beim Wahrzeichen von Waihi geschehen, dann wird das Bauwerk aufwändig versetzt. Geld spielt da keine Rolle. Bei der alten Technik, die man etwas außerhalb der Stadt besichtigen kann, wird der Berg durch Stollen und Tunnel ausgehöhlt. Ein enormer Aufwand wurde betrieben um an das Gold zu kommen mit gewaltigen Zerstörungen am Landschaftsbild und der Vegetation. Gott sei Dank ist das heute Geschichte und die Natur hat alles wieder unter ihre grünen Fittiche genommen. Auf schön geführten Wanderwegen entlang eines Flusses und durch einen langen Förderstollen kann man dieses industrielle Denkmal besichtigen.

Unser Weg führte uns weiter durch das hügelige, satt grüne Hinterland in westlicher Richtung zum Lake Rotorua. Dieser See liegt heute ganz friedlich und tiefblau vor dem Betrachter. Vor über 100.000 Jahren ist er in einer gewaltigen Vulkanexplosion und dem anschließenden Einsturz der Magmakammer entstanden. Östlich dieses Sees befinden sich viele kleine Seen mit Namen wie grüner oder blauer See, die ihre Entstehung ausnahmslos tektonischen Ereignissen zu verdanken haben. Besonders ist das Datum 10. Juni 1886 zu erwähnen. An diesem Tag gab es eine gewaltige Explosion am Lake Tarawera. Seewasser war mit glühend heißer Lava in Berührung gekommen und mit viel Schlamm und Gestein in die Luft geflogen. Einige Dörfer, die „Buried Villages“ wurden vom Fallout verschüttet und man kann ihre spärlichen Überreste heute besichtigen. Ganz nebenbei erklärt der Maori Guide, dass schon in der damaligen Zeit Maori, die ersten polynesischen Besiedler Neuseelands, und weisse Siedler friedlich Haus an Haus zusammen gelebt haben.

Überall in dieser Region gibt es dampfende Erdspalten und es riecht häufig penetrant nach Schwefelwasserstoff oder faulen Eiern. Besonders das Thermalgebiet um den Lake Tarawera ist sehr gut erschlossen. Viele Farmen, Hotels und Motels haben heiße Quellen erschlossen oder angebohrt, bieten für ihre Gäste Führungen und Relaxing in heißen und mit Mineralien angereicherten Pools an. Wir nahmen diese Annehmlichkeiten jedoch nicht wahr sondern entschlossen uns zu einer sehr beeindruckenden, kostenpflichtigen 3 stündigen Wanderung im Waimangu Vulcanic Valley, einem Thermalgebiet mit mehreren heißen Thermalseen, Kalkterrassen und einem durch dieses Gebiet fließenden kleinen Fluss. Ein paar Bilder am Ende dieses Artikels versuchen dieses Gebiet und dessen farbenreiche Schönheit vorzustellen.

Weiter führte uns die Fahrt zum Lake Taupo. Dieser See ist der größte Binnensee Neuseelands und verdankt seine Entstehung einer vulkanischen Supereruption vor etwa 26.000 Jahren. Im Te Papa Museum von Wellington kann man eindrucksvoll die Größe dieser Explosion im Vergleich zu einigen uns meist bekannteren Vulkaneruptionen wie am Mount St. Helens oder dem Vesuv oder dem Krakatau in Indonesien abschätzen. Die Eruption am Lake Taupo muß gewaltigst gewesen sein und die Nordinsel Neuseelands fast zerrissen und unglaubliche Verwüstungen an Flora und Fauna hinterlassen haben. Heute sieht man davon nichts mehr. Der See liegt in einem Naherholungsgebiet ganz friedlich zu Füssen des netten Urlaubsstädtchens Taupo.

Weiter fuhren wir Richtung Westen in den Tongariro Nationalpark, den ältesten Nationalpark Neuseelands. Er liegt auf einer weiten Hochebene und grenzt im Osten fast an den Lake Taupo. Dieser Nationalpark ist als Weltkulturerbe und Weltnaturerbe der UNESCO anerkannt. Überragt wird diese Hochebene von drei kapitalen, heute noch aktiven Vulkanen, dem Tongariro (1968 m), Ngauruhoe (2291 m) und dem Ruapehu (2797 m). Am beeindruckensten ist der Ngauruhoe mit seiner ausgeprägten Kegelform und der Ruapehu mit seiner weissen Schneekappe. Schöne Wanderungen in vulkanischer Landschaft sind möglich. Wir konnten leider, weil das Wetter umschlug und schwere Sturmböhen um die Vulkane fegten, die eintägige Wanderung Tongariro Crossing, die zwischen den beiden kleineren Vulkanen hindurchführt, nicht antreten, haben sie aber noch auf unserer Must-Do Liste für die Rückfahrt von der Südinsel nach Auckland. Die Tongariro Crossing Wanderung ist eine klassische neuseeländische Wanderung in diesem großartigen Nationalpark und soll zu den schönsten Tageswanderungen in diesem an Attraktionen reichen Land gehören.

Bei unserer Abfahrt aus dem vulkanischen Herzen Neuseelands hatte das Wetter komplett umgeschlagen: Es goss in Strömen und es wehte ein heftiger Wind mit zum Teil schweren Sturmböen. Wir fuhren mit dem windempfindlichen Campervan sehr vorsichtig, langsam, manchmal schlingernd Richtung Wellington, dem südlichsten Punkt der Nordinsel Neuseelands, von dem die Fähren zu ihrer 3 stündigen Fahrt zum Fährhafen Picton auf der Südinsel Neuseelands ablegen.

Die Stadt Wellington hat ein tolles Flair. Die moderne Innenstadt überzeugt durch die pittoresque Lage am Ufer einer fast kreisrunden Meeresbucht. Das Leben in Wellington schien uns sehr relaxed zu sein. Wir hatten den Eindruck als ob die Angestellten der vielen Banken in Downtown Wellington nach Dienstschluss ihre Anzüge und Krawatten in den Tagesrucksack packen und in die nahegelegenen exclusiven Einfamilienhäuser joggen oder per Mountainbike radeln. Auf jeden Fall scheint es hier sportlich jugendlich zuzugehen. Irgendwie passt dann auch wieder der Gegensatz dazu: Das liebevoll restaurierte, 100 Jahre alte Cable Car, das unter einer modernen Autobahnbrücke einen steilen Berg hochschleicht um Touristen aber auch Studenten zur schön angelegten Universität oder dem über der Stadt gelegenen Botanischen Garten zu bringen. Auch hier wollen wir noch mal hin – sicher auf der Rückfahrt.


Am Schluß des Artikels gibt es unseren Fahrweg als GPS Track File zum Download:

  NZNordinselZentrum (262,3 KiB, 1.044 hits)

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