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Namibia entlang der Namib Wüste

Der Südatlantik mit seiner antarktischen Kaltwasserströmung entlang der 1.400KM langen Küste Namibias presst jegliche Feuchtigkeit aus der Luft und sorgt so landeinwärts für extreme Trockenheit im Westen Namibias. In dieses Gebiet, die Namib Wüste wollten wir einreisen.

Hat man direkt an der Küste Namibias Nebel und ganz feinen Nieselregen und ist morgens alles klamm nass so strahlt der makellos blaue Himmel schon einige Kilometer landeinwärts und die Lufttemperatur legt kräftig in den 30 Grad Bereich zu. Die Luftfeuchtigkeit ist hier, abseits der Küstenlinie niedrig, sodass sich die Hitze gut ertragen läst; man merkt nur, dass man plötzlich ständig Durst hat, besonders wenn man anstrengende Wanderungen unternimmt.

Unser südlichster Ausgangspunkt für die Fahrt durch die Namib war die Farm und Lodge Klein Aus Vista (GPS: S26 40.888 E16 13.025). Wie alle Farmen im Süden sind sie ein kleines Paradies inmitten einer ausgetrockneten Steppe. Es gibt eine Rezeption zum Anmelden, eine Bar, ein Restaurant und meist einen kleinen Swimmingpool mit Liegen und schattigen Plätzchen mit Sitzgelegenheiten. Alles wird vorsichtig bewässert, es grünt und blüht in der Farmumgebung und die Flora hebt sich von der trockenen Umgebung wohltuend ab. Ist man einmal als Gast in der Farm akzeptiert was häufig schon am Tor vom Wärter geklärt wird ist alles wie Pool und Liegewiese frei benutzbar. Man ist Gast und soll sich wohlfühlen.

In Klein Aus Vista buchten wir einen Campingplatz auf der Farm, fuhren die paar Kilometer hinauf in eine Schlucht und richteten uns unter einem Schatten spendenden Baum häuslich auf unserem zugewiesenen Platz ein. In der Farmbar hatten wir uns eine kalte Coca Cola bestellt und getrunken, jetzt bauten wir nur noch Tisch und drei Stühle auf und richteten die Dachzelte schon mal her um für die Nacht gerüstet zu sein. Wir wußten natürlich, dass, wenn hier die Sonne am Horizont verschwunden ist, es in einigen Minuten stockdunkel ist. Schon an der Rezeption wies man uns höflich auf einige ausgewiesene Fußwege hin, die vom Campingplatz hoch auf den Bergkamm führen. Den Sunset Trail, also Sonnenuntergangsweg, wollten wir gehen.

Oben auf dem Bergrücken hatte man tatsächlich einen tollen Ausblick in eine weite Ebene gen Westen. Es wirkte typisch afrikanisch, besonders als die Sonne sehr tief stand und sich ein warmes, gelbes Licht ausbreitete. Gestaunt und Stativ aufgebaut, die Kamera eingerichtet und Bilder geschossen – mehr Zeit bliebt nicht denn den Abstieg zum Lager konnte man in dieser wilden Gegend nicht ohne einen Rest an Tageslicht bewältigen.

Die Namib ist für Landschaftsfotografen ein Schlaraffenland. Der Himmel ist blau, die aus den Ebenen ragenden bis zu 2.000m hohen Berge sind stark zerklüftet und ihre Farben variieren zwischen tiefgrün/schwarz und rot bis oker/gelb. Der Sand ist rötlich und das Wüstengras hellblond mit einem kleinen Hauch Grün von der in diesem Jahr für die Wüstenlandschaft üppigen Regenfälle. Unser Weg führte auf staubigen Schotterpisten, die C13 Richtung Norden und nach etwa 70 KM bogen wir links in die D707. Diese Straße gilt allgemein als die Traumstraße Namibias. Sie führt durch herrliche Wüstenlandschaften mit Blick auf Sanddünen im Westen und das Tiras Gebirge im Osten. An der Strecke liegen diverse Farmen mit Lodges und Campingübernachtungen. Wir entschieden uns bei der Farm Koiimasis vorbeizuschauen.

Koiimasis (GPS: S25 55.248 E16 15.789) liegt ca. 20 Kilometer von der Schotterstraße D707 entfernt und man erreicht die Farm nur über farmeigene Privatwege mit einigen Gattern, die man auf und zu schieben muss um passieren zu können. Die Eigentümer sind Deutsch-Südwestler. Der Mann ist Farmer und bewirtschaftet das Land, die Frau organisiert das Farmhaus und managed die Gäste, die in Lodges oder auf dem Campingplatz untergebracht sind. Zu jeder Farm gehört der Wohnbereich der Schwarzen mit ihren Familien, die alle möglichen Dienstleistungen auf der Farm verrichten. Wir kamen mit der Farmerin ins Gespräch und was uns besonders interessierte: Wie wird das mit der Schule geregelt? Die Weißen so erfuhren wir, schicken ihre Kinder schon ab der Grundschule auf ein Internat in Windhoek, bei den Schwarzen organisieren die Familien das so, dass die Kinder zu Verwandten gegeben werden, die in der nächsten, größeren Stadt leben, meist nicht weit von der Farm entfernt. Dort besuchen die Kinder eine der staatlichen Schulen. Allerdings hat bei den Schwarzen Schule nicht einen so hohen Stellenwert, denn wir trafen immer wieder in entlegenen Teilen des Landes schulpflichtige Kinder am Wege während des Vormittags.

Unser Campingplatz lag in einer auslaufenden Schlucht und war, wie meistens in Namibia, ein Traum für jeden Outdoor Enthusiasten. Natürlich reizte es uns, die Schlucht aufwärts zu wandern und den Bergkamm zu erklimmen um ins Nachbartal zu blicken, ähnlich wie wir es auf dem Platz in Klein Aus Vista erlebt hatten. Wir haben es in der Hitze zwei Mal versucht, sind aber immer wieder an den Temperaturen und den wild verteilten Felsbrocken gescheitert, die ein kräftezehrendes Klettern erforderten. Trotzdem hat uns diese wilde Landschaft schwer beeindruckt. Wir fanden viele versteckte Wasserkolke in dieser brütenden Hitze, die mit satt grünen Moosen und Algen bewachsen waren und in denen kleine Fische, Libellen und Wasserläufer lebten. Immer wieder konnte man inne halten und in das weite Tal blicken wo irgendwo in der Ferne das Farmhaus liegt.

Nach zwei Tagen auf Koiimasis entschlossen wir uns, 300KM weiter Richtung Norden zu fahren, nach Sossusvlei (GPS: S24 44.501 E15 17.291). Sossusvlei ist das, was man mit der Namib Wüste eigentlich verbindet: Eine große Lehmebene, das Vlei mit hohen Sanddünen. Etwa 60KM vor dem eigentlichen Vlei meldeten wir uns auf dem Campingplatz Sesriem (GPS: S24 29.129 E15 47.925) an und bekamen nur noch einen Overflow Platz, also einen Notplatz zugewiesen. Hier ist schon viel touristischer Betrieb, da viele Neckermann-machts-möglich Reisegruppen in schnell aufgestellten Zelten in Sesriem übernachten, um dann die Sanddünen kurz zu inspizieren und wieder abzufahren. Eine vorherige Platzreservierung ist schon sinnvoll. Wir hatten es per Handy über das zuständige NWR (Namibia Wildlife Resorts) in Windhoek versucht aber niemand nahm das Telefon am anderen Ende der Leitung ab.

Sossusvlei selbst liegt in einem namibischen Nationalpark, das heißt man fährt zu einem Eingangstor, muß sich registrieren also Name, Land, Auto und woher, wohin in ein Logbuch eintragen, die Gebühr von 8€ pro Person und Tag bezahlen und dann geht es 60KM auf geteerter Straße komfortabel hinein zu den Sanddünen.

Nichts ist hier überlaufen. Die vielen Parkplätze schön schattig und fast leer. Die imposanten, mehrere hundert Meter hohen Sanddünen darf man hoch und runter laufen wie es einem gefällt und wie weit einem die Füße tragen, denn in feinstem, roten, heißen Sand bergauf zu gehen ist äußerst anstrengend. Niemand kontrolliert, niemand verbietet etwas man kann sich einfach mal an so einer Düne abarbeiten. Am nächsten Tag, als wir eine der Dünen, die wir am Tage vorher teilweise erstiegen hatten nochmal besuchten, waren alle Spuren verschwunden. Vom Winde verweht.

Um das eigentliche Sossusvlei Dünengebiet zu erreichen muß man noch mal 5KM Sandpiste fahren. Dies geht nur mit einem Allradfahrzeug mit entsprechender Bodenfreiheit. Man sollte es erst gar nicht mit konventionallen Fahrzeugen probieren: Die Parkverwaltung muß eine Menge Leute schicken und das Fahrzeug regelrecht ausgraben (so haben wir es wirklich gesehen) und es lohnt nicht, da in der namibischen Dienstleistungsgesellschaft natürlich Schwarze mit einem Savannenjeep bereit stehen um Gäste die 5KM ins Innere des Vlei zu fahren und irgendwann auch wieder abzuholen.

Natürlich kann man in diesem Gebiet tolle Fotos schießen – zu allen Tageszeiten, am besten natürlich abends oder früh morgens, wenn die Sonne lange Schatten warm rötlichen Lichtes wirft. Wendet man sich vom Parkplatz aus nach links so geht man geradewegs ins Deadvlei. Das Tote Vlei ist eine ausgedorrte Lehmebene mit vielen abgestorbenen Bäumen umgeben von hohen Randdünen aus rotgelben Sand. Wendet man sich nach rechts und fährt etwas weiter so kommt man zum eigentlichen Sossusvlei. Als wir hier waren, gab es noch einen milchig schimmernder Restsee auf einer ansonsten ausgetrockneten Lehmplatte zu sehen, umgeben von hohen, majestätischen Sanddünen. Die Dünen kann man auf ihrem schmalen Grad hoch laufen und irgendwann wieder an der Flanke runter rutschen – mit viel Sand in den Schuhen.

Uns hatte die Trockenheit, die hohen Temperaturen und das viele Sandtreten in Sossusvlei gehörig mitgenommen und wir sehnten uns nach einem ruhigen Fahrtag. Also beschlossen wir, uns am nächsten Tag Richtung Swakopmund an die namibische Atlantikküste aufzumachen, einer Stadt die ihre deutschen Gründerwurzeln intensiv pflegt.


Wer unsere Namibia Route verfolgen möchte lade den unten bereitgestellten GPS Track File herunter und importiere ihn in Google Earth. Anleitungen findet man beim Googeln.

  NamibiaNamibTrack (178,7 KiB, 1.116 hits)

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