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13. Thüringer Dia Festival, Saalfeld – 2011

War man einmal beim Thüringer Dia Festival in Saalfeld so kann man bestätigen: Diese Veranstaltung mit viel sachverständigem Publikum, Globetrotter, Geschichten Erzähler und prominenten Fotografen ist Kult!

Saalfeld in Thüringen kannten wir bis vor ein paar Jahren gar nicht und dass dort ein Dia Festival jährlich Ende Januar stattfindet, erst recht nicht. Wir erfuhren davon in Schweden: Als wir bei schwedischem Regen im Biwakzelt mit Kerzenlicht und Grillfleisch auf unserem Stamm-Campingplatz Malexander dicht gepackt saßen erzählte Christof von Saalfeld: Da gibt es in Thüringen in einem verschlafenen Städtchen zwei Verrückte, Brümmer und Glöckner, Freunde nennen sie Alex und Peter, die jedes Jahr im tiefsten Winter Weltenbummler zusammen trommeln, die dann Dias zeigen und tolle Geschichten erzählen. Geschlafen wird entweder bei Alex auf dem Dachboden oder gleich im Schlafsack draußen auf dem Campingplatz bei -10° Celsius am Ufer der Saale. Weltenbummler können das ab. Die Veranstaltung findet im Meininger Hof statt, einem alten, stilvollen Kino- und Theatersaal mit geschwungener Empore. Samstag Abend trägt dann Didiplay fetzige bis schlüpfrige Lieder als Alleinunterhalter vor und bringt das ungeheizte Festzelt am Saaleufer zum kochen – noch so ein Festival Highlight.

Brümmer und Glöckner sind Lokalmatadoren in Saalfeld, deren Veranstaltung sogar der Saalfelder Bürgermeister ein nettes, persönliches Grußwort widmet. Angefangen mit den Beiden hatte es zur Wendezeit Anfang 1990. Zwei junge Leute wollten aus der damals noch real existierenden DDR ohne Mauer und Stacheldraht in die Welt hinaus. Mit dem Fahrrad zuerst über die Grenze zur BRD mit Grenzer und den ganzen Formalien ging es dann irgendwie nach Anatolien wo man sich dann so zerstritt, dass beide beschlossen, getrennt in die Welt hinaus zu fahren. Dieser Entschluss hatte aber nicht lange Bestand: Zusammen kommt man besser durch die Welt. Also organisierte man ein Treffen ohne Handy sondern mit der Autopost, die so funktionierte: Zettel an Autofahrer geben mit der Bitte: Geben Sie es einem Fahrradfahrer mit vielen Packtaschen. Als Information: Laß uns vertragen, wir treffen uns im nächsten Ort. Das funktionierte und seit dieser Zeit sind beide unzertrennlich. Die geplante Reise wurde dann durch den 1. Irakkrieg nach Afrika umgelenkt, es ging nach Indien, Australien und Neuseeland wo Brümmers 70 jährige Oma einige Wochen mitradelte. Von dort aus nach Lateinamerika, Mittel- und Nordamerika, China, Sowjetunion, die gab es damals noch, zurück über Österreich in das vereinigte Deutschland. Aus zwei Jahren wurden fünf. Der Empfang bei der Ankunft in Saalfeld war überschwenglich. Fernsehen war da und alle Saalfelder auf den Beinen.

Technisch hat sich bei den Vorträgen in den vergangenen 13 Jahren natürlich enorm viel getan. Dias waren es früher mit klemmmenden Projektoren und einfachen Überblendungen, heute ist alles Multimedial: High Tech Projektoren kommen zum Einsatz, Bilder mit optimal untermalter Musik werden gezeigt, kleine Filmeinlagen sind standard (jetzt weiss man wozu die Video Funktion bei den höherwertigen Kameras Einzug gehalten hat) und natürlich Live Erzählungen. Der Vortragende erzählt interessante, fesselnde Geschichten und gibt dadurch Einblick in fremde Gegenden, Religionen und Kulturen.

Welche Vorträge haben mich besonders beeindruckt? Nun, da war erst mal Dieter Glogowskis Vortrag ‚Das Erbe Tibets‘. Tolle Portraitbilder, sehr einfühlsamer Vortrag. Dann natürlich die Naturfotografen Norbert Rosing und Markus Mauthe, von dem ich sogar so beeindruckt war, dass ich ein Fotolehrbuch von ihm gekauft habe. Beide vermitteln, wie zeitintensiv der Beruf eines Naturfotografen ist und dass man für exzellente Fotos viel Erfahrung bei der Bildkomposition aber auch einiges Geld für z.Bsp. Hubschrauber braucht. ‚Trans-Arabia‘ von Hartmut Fiebig bei den Reiseberichten sind zu erwähnen wie auch ‚Korsika‘ von Eli und Hartmut Krinitz. Beide vermittelten besondere, einfühlsame Einblicke in die Länder und geografischen Gegenden, die sie vorstellten, wobei in Hartmut Krinitz Vortrag viele Zitate von Antoine de Saint-Exupéry (‚Der kleine Prinz‘) eingestreut wurden.

Was noch: Vortrag über den ‚Jakobsweg‘, eine Familie, die mit zwei Eseln, Mann, Frau und kleiner Tochter den spanischen Jakobsweg entlang zieht mit vielen Geschichtchen über Herbergen und skurrile Menschen. China und Mexiko, Reiseberichte durch diese Länder und ‚Abenteuer Wildnis‘ über Kanada und Alaska mit vielen Tierfotos. Absoluter Höhepunkt – na klar: Der Kultvortrag von Alex Brümmer und Peter Glöckner über ihre 5-jährige Fahrradtour um die Welt mit vielen alten Bildern, die mit einer Praktika Kamera aus der DDR damals geschossen wurden. Dies war ein klassischer Diavortrag und wurde das letzte Mal präsentiert – ein Tribut an die moderne Technik der Multimedia Präsentation in der alte Dias keinen Platz mehr haben.

Die diesem Artikel angehängten Fotos sollen ein wenig die Stimmung dieses verlängerten thüringischen Wochenendes dokumentieren. Die Wartburg hoch oben über Eisenach, der tief verschneite Thüringer Wald und natürlich alles rund um das 13. Thüringer Dia Festival in Saalfeld.

Ach so, zum Abschluß: Eintrittskarten buchen kann man unter der Webseite von Brümmer&Glöckner: Weltsichten ab November.



Wer sich fragt, wo Saalfeld genau liegt und wo er den Meininger Hof finden kann: Hier ist die Google Maps Karte:


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