• SydneyAustralien

Oslo, kurz angeschaut.

Sitzt man so auf dem Campingplatz in den Schären, das Wetter ist mäßig, eine größere Paddeltour bietet sich auch nicht richtig an und die Stimmung der Truppe sinkt langsam, dann muß man Brain Storming bei einer guten Tasse löslichen Kaffees machen.

Was können wir tun? Einkaufen. Nein wir brauchen nichts und dafür nach Strömstad in den nächsten ICA Laden 25KM im Auto fahren? Quatsch, Blödsinn. Fischerdörfer und Yachten mit ihren Yuppies anschauen? Haben wir schon bei Tag und untergehender Sonne. Die Aussicht von den Granitfelsen über den Ortschaften ist gigantisch, der Aufstieg aber anstrengend und die letzten Eindrücke sind ja noch ganz frisch. Kommt es zu keiner Einigung schaltet man einen Facilitator ein. In Frage kamen nur Andreas und Ute, die einzigen Deutschen unter lauter Schweden auf dem Platz.

Andreas schlug irgendeinen Wasserfall im Landesinneren vor. Nö, schöne Landschaften sind kaum noch zu toppen. Dann kam der Vorschlag Oslo. An einem Tag die 130KM hin und Abends wieder zurück fahren. Ja das wär was. Ute schwärmte von einem Skulpturenpark, den eine Freundin als Pflichtbesuch in Oslo angepriesen hatte und Sohn Michel wollte unbedingt im Hard Rock Cafe in Oslo ein T-Shirt kaufen. Wir selbst waren auf einer Norwegentour 2007 auf der E6 an Oslo vorbei gefahren und hatten einen tollen Blick auf den Hafen mit großen Kreuzfahrtschiffen vor Anker. Außerdem hatte uns Stockholm sehr gefallen und wir dachten Oslo sei dem sehr ähnlich. Damit stand fest: Am nächsten Tag gehts mit 2 Autos nach Oslo, Abfahrt 8Uhr.

Am nächsten Tag, einem Freitag, ging alles reibungslos und ziemlich pünktlich los. Über 2 Mautstellen (je 20 Kronen Gebühr, egal ob NOK oder SEK) erreichten wir um kurz nach 10:30Uhr Oslo. Einfach Schildern Richtung Zentrum folgen und am Ende in ein Parkhaus fahren. So landeten wir auf der zentralen Prachtstraße: Karl Johans Gate. Hier gings dann zu Fuß zuerst ins Hard Rock Cafe um die Sache mit dem T-Shirt zu erledigen. Nach kurzer Beratung schlugen wir danach den Weg zum Schloss ein und durchquerten den dahinter liegenden Schlosspark Richtung Skulpturenpark, der genau gesagt Frognerpark heißt. Ein Spalier nackter Körper aus Bronzeguss leitet einen zur zentralen Säule der verschlungenen Körper. Die nackten Männer wirken männlich, die nackten Frauen haben wohlpropotionierte weibliche Rundungen und die nackten Kinder wirken niedlich behütet und umsorgt von ihren erwachsenen Pendants. Es erinnerte mich an heroisierende Kunst der 30er Jahre z.Bsp. verherrlicht in den Leni Riefenstahl Olympia Filmen. Als ich zu Hause war, habe ich in Wikipedia nachgeschaut und einen Treffer gelandet: Erschaffen wurde der Park von Gustav Vigeland zwischen 1926 und 1942. Es ist aber alles sehr nett anzusehen und wirkt ästethisch proportioniert. Natürlich heben in dieser Kunstwelt starke Männer die schwere Brunnenschale aus der das Wasser herabstürzt. Übrigens ebenso interessant fand ich die vielen Touristen, die in ganzen Busladungen angekarrt wurden. Unglaublich viele Kameras reckten sich gen Himmel und es blitzte und klickte permanent. Immer einen Fotoklick wert sind die Japaner/innen. In Gruppen mit einem Leiter, der ein Schild zur Orientierung hochhält, sind sie nicht zu übersehen. Staunend sahen sie sich die Skulpuren an und dachten sich vielleicht ihren Teil. Ihre Kultur ist nicht unsere aber vielleicht ist unsere heutige auch nicht die Kultur der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Nachdem wir uns den Skulpturen genügend gewidmet hatten führte uns der Weg zur Halbinsel Bygdøy, auf der viele bekannte Museen liegen. Dazu zählen das Fram-, Kon Tiki– und das Wikinger Museum mit den drei Wikingerschiffen Gokstad-Schiff, Tuneschiff und Oseberg-Schiff, die alle Grabbeigaben hoher damaliger Herrscher waren. Weiter gibt es ein sehenswertes Norsk Folkemuseum sowie das Schfffahrtsmuseum in dem wir das Oslo Ticket (für etwa 30€) gekauft haben. Mit diesem Ticket kann man für einen Tag den öffentlichen Nahverkehr Oslos kostenlos benutzen und es gewährt zusätzlich freien Eintritt in allen Museen. Das Oslo Ticket ist also ein Muß! Abschließend war es unsere einhellige Meinung, dass die aufgezählten Museen sehenswert sind. Trotzdem waren wir durch den langen Fußmarsch sehr ermüdet und froh, die öffentlichen Verkehrsmittel zur Rückfahrt zum Parkhaus benutzen zu können. Dort erwartete uns eine Überraschung.

Als wir ins Parkhaus Morgens eingefahren waren und die Fahrzeuge abgestellt hatten, gingen wir zielstrebig auf den Parkautomaten zu, um zu schauen wie das mit den Gebühren läuft und wie teuer es denn wird. Der Automat erklärte in kurzem Englisch, man ziehe die Plastikkarte zwei Mal durch einen Schlitz, beim Ein- und Ausfahren, drücke auf den grünen Knopf und lege das ausgegebene Ticket sichtbar in den Wagen. Erstaunt stellten wir fest, dass die auf dem Parkautomat gezeigten Picktogramme darauf hinwiesen, dass insbesondere wohl keine EC Karten oder gar gesetzliches, norwegisches Bargeld akzeptiert wird. Für mich kein Problem, da meine Master Card als Zahlungsmittel akzeptiert wurde: Man zieht sie durch einen Schlitz, drückt den Knopf und erhält einen Beleg, den man ins Auto sichtbar zu legen hat – so sagte es die englische Anleitung und so tat ich es. Nur Andreas hatte ein Problem: Er besaß nämlich keine dieser Wunderkarten Master Card, Visa oder wie sie heißen. Er probierte irritiert seine EC Karte – nicht gültig war die Antwort des Automaten. Na kein Thema, ich zog meine Karte noch mal durch. Der Automat prüfte, sagte alles gültig, ich drückte den grünen Knopf, Andreas zog das Ticket raus und legte es in seinen Wagen gut sichtbar wie die Vorschrift besagte. Als wir um 18Uhr müde zum Auto zurückkamen hing bei beiden Fahrzeugen je eine Knolle hinter dem Wischerblatt (Gott sei Dank keine Kralle an der Felge!). Zu zahlen waren je 760 NOK (ca. 76€) bis 31.7. auf ein norwegisches Konto. Na da waren wir aber platt. Nun schauten wir uns die Tickets genauer an: Andreas Ticket war nur ein Beleg dafür, dass ich angeblich um 10:46Uhr eingecheckt hatte und um 10:46Uhr ausgecheckt. Kosten und Belastung der Master Card: 0.00€. Na klar, ich hatte beim zweiten Durchziehen der Master Card durch den Schlitz nicht Andreas ein- sondern mich selber ausgecheckt. Man hat hier ein typisches Beispiel dafür vor sich, dass sich Mensch und Maschine nie wirklich verstehen können. Entweder ist der Mensch zu dumm oder die Maschine zu starrsinnig.

Jetzt wollten wir die Sache aber nicht so einfach hinnehmen, da auf unserer Seite kein Betrugsvorsatz vorlag, man höchstens auf Dummheit oder aber Starrsinn des Automaten plädieren konnte. Wir gingen ein Stockwerk höher zur angeschlossenen Rezeption des Hotels. Die freundliche und hilfsbereite Dame hatte unser Mißgeschick sofort verstanden und versuchte die private Knöllchen Inkassofirma telefonisch zu erreichen – ohne Erfolg. Nach 18Uhr Freitags ist dort niemand mehr zu erreichen. Dann gab sie mir einen Beschwerdevordruck, den ich ausfüllte mit meinen persönlichen Daten versah und den Vorfall beschrieb. Dann faxte sie das Papier mit allen Tickets und Knöllchen ins Büro der Organisation. Sie meinte sowieso, dass das Bußgeld nicht über Deutschland eingezogen würde. Bis jetzt hat sie recht …

Welche Lehre zieht man daraus: Will man nach Oslo fahren besorge man sich unbedingt eine Kreditkarte! Das Stadtzentrum ist voll von diesen Automaten, die nur Plastik akzeptieren. Es sei denn man riskiert illegales Parken. Apropo Parken, noch ein Tipp: Oslo ist sehr ländlich, nur der engste Innenstadtbereich ist wie unsere Großstädte mit bewirtschaftetem Parkraum versehen. Auf unserem Fußweg sahen wir, dass der Bereich zwischen Schloss und Frognerpark ein fast schon ländliches Wohngebiet mit ansprechenden Häuschen ist mit viel freiem Parkraum. Sicher kann man da sogar auch mal mit einem Wohnmobil übernachten.

Unser Eindruck ist zusammenfassend, dass Oslo nicht – so wie Stockholm – besonders sehenswert ist. Gut, die Museen und der Nacktpark aber ansonsten … Dabei hatten wir noch einen der schönsten Sonnentage, den wir an der Westküste in diesem Jahr 2009 erlebt haben.

Trotzdem gibt es hier 20 Auswahlbilder in diesem Weblog zum Anschauen oder, will man noch mehr sehen, dann folge man diesem Link zur Fotogalerie .



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